»Roboter werden sich durch den Körper bewegen«

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INTERVIEW

Nanomaschinen werden die Welt verändern, davon ist Nobelpreisträger Ben Feringa überzeugt. Seine winzigen molekularen Motoren bewegen Muskeln, dimmen Fenster oder speichern Gase.

Herr Feringa, wenn Sie über Ihre Forschung sprechen, dann gelingt es Ihnen, sogar Menschen dafür zu begeistern, die keinen naturwissenschaftlichen Hintergrund haben. Was ist Ihr Geheimnis?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, die Freude am Entdecken zu wecken. Astrophysiker sind sehr gut darin. Sie entdecken eine Supernova fernab im Weltraum und sagen: Schaut her, hier ist soeben ein Stern verglüht! Es geht immer darum, die Faszination rüberzubringen, die Lust am Unerwarteten. Und gleichzeitig sprechen viele Themen die Vorstellungskraft der Menschen an. Können Sie sich vorstellen, dass eines Tages kleine Roboter durch Ihren Körper wandern? Außerdem versuche ich, die Perspektive der Menschen zu verändern. Die meisten wissen nicht, dass im Körper ständig winzige Maschinen am Werk sind. Ohne sie könnten wir uns nicht bewegen. Das sage ich absichtlich so deutlich, zeige Animationen dazu und frage: Ist Ihnen bewusst, wie rasch diese Vorgänge in Ihrem Körper ablaufen, dieser ständige Auf- und Abbau von Strukturen? Wie ist das möglich? Was können wir daraus lernen? Drittens muss man Beispiele finden, die die Menschen verstehen. Wir müssen besser darin werden, die Begeisterung für die Wissenschaft der Öffentlichkeit und besonders Politikern näherzubringen.

Verena Tang ist Chemikerin und Redakteurin für Chemie und Geowissenschaften.

BEN FERINGA

Der Chemiker erhielt 2016 den Nobelpreis für Chemie zusammen mit Sir J. Fraser Stoddart und Jean-Pierre Sauvage. Ausgezeichnet wurden die drei Wissenschaftler »für das Design und die Herstellung molekularer Maschinen«. Der Niederländer wuchs auf einem Bauernhof auf und studier te Chemie an der Universität Groningen. Nach seiner Promotion arbeitete er für mehrere Jahre in der Industrie, bevor er als Professor an die Universität Groningen zurückkehr te. Heute forscht Feringa dort an molekularen Maschinen für adaptive und responsive Materialien.

VERENA TANG

Sie arbeiten an molekularen Maschinen, die bestimmte Bewegungen ausführen. Wie entwerfen Sie ein Molekül, das eine konkrete Aufgabe erfüllen soll?

Ich diskutiere mit meinen Studierenden teils ganz klassisch an der Tafel, wo wir Molekülstrukturen zeichnen. Außerdem stellen wir Computerberechnungen an, um vorauszusagen, ob das Molekül die Eigenschaften mitbringt, die wir benötigen. Es gibt heute sehr fortgeschrittene Computermodelle, mit denen man Informationen über die Struktur des Moleküls erhalten kann. So berechnen wir zum Beispiel, ob die energetischen Barrieren zwischen zwei Molekülzuständen für unsere Zwecke geeignet sind, mit welcher Geschwindigkeit sich die eine

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