Jagd auf das Quantenphantom

18 min lesen

Ein geisterhaftes Teilchen, das mit einem alten italienischen Vermisstenfall verbunden ist, könnte das volle Potenzial von Quantencomputern erschließen – wenn es sich nur aufspüren ließe.

ETTORE MAJORANA verschwand spurlos. Ebenso mysteriös verhält sich das nach dem Physiker benannte Teilchen.
JOSHBLAKE / GETTY IMAGES / ISTOCK
Zack Savitsky ist Wissenschaftsjournalist.

Ettore Majorana arbeitete gern im Verborgenen. Doch nachdem ihn sein Freund Emilio Segrè in den späten 1920er Jahren in den elitären römischen Physikerklub von Enrico Fermi mitgenommen hatte, wuchs Majoranas Ansehen in der Gemeinschaft der Atomphysiker schnell an. Seine meist unveröffentlichten Vorahnungen erwiesen sich als erstaunlich vorausschauend: Unter anderem prognostizierte er die Existenz des Neutrons.

1937 zauberte er eine völlig neue Art von hypothetischem Teilchen hervor. Fachleute hatten gelernt, dass offenbar jedes Elementarteilchen ein Gegenstück in Form von Antimaterie besitzt – eine Idee, für deren Bestätigung Segrè später den Nobelpreis erhalten sollte. Majorana erkannte, dass die Gleichung, die zu dieser Dualität führt, außerdem ein einziges Teilchen zulässt, das die Materieund Antimaterie-Persönlichkeit in sich vereint.

Monate später hob der damals 31-Jährige eine große Summe Bargeld von seinem Bankkonto ab, stieg auf eine Fähre, die das Tyrrhenische Meer überquerte – und verschwand. Bis heute weiß niemand, was mit ihm passiert ist. Und auch die Existenz des von ihm vorgeschlagenen Teilchens, das inzwischen seinen Namen trägt, ist ungeklärt. Einige Physiker vermuten zum Beispiel, das Neutrino – ein extrem leichtes Teilchen, das überall durch das Universum flitzt – könnte sein eigenes Antiteilchen sein. Aber selbst die präzisesten Laborversuche konnten das bisher weder eindeutig widerlegen noch beweisen.

Forschende glauben jedoch, dass sie kurz davorstehen, sich einem Majorana-Teilchen in einer ganz anderen Form zu nähern. Indem sie Elektronen auf Oberflächen einschließen, können sie die Elementarteilchen zu eigenartigen Tänzen entlang der Ebene zwingen. Dadurch sehen sie zusammengenommen wie ein Majorana-Teilchen aus – so wie die Bewegungen eines Vogelschwarms mitunter den Wellen einer Flüssigkeit ähneln.

Wenn sich solche »Ma

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel