Frische Fische bei Fischers Fritz

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Regionales Wirtschaften

Auf dem 100 Kilometer langen Nord-Ostsee-Kanal gibt es nur noch einen einzigen Fischereibetrieb. Der 31-jährige Thomas Philipson hat das harte Geschäft mit Freuden von seinem Schwiegervater übernommen. Seine Wildfänge wie Zuchtfische werden von Restaurants wie dem »Fischers Fritz« in Kiel gerne gekauft und verarbeitet. Ann-Christin Baßin hat die Reise des Fischs vom Netz bis auf den Teller begleitet.

Die Forellen aus den Zuchtbecken sind bei Restaurants ebenso begehrt wie der Wildfang.
Fotos: Ann-Christin Baßin

Er fährt um fünf Uhr morgens raus – bei jedem Wetter. Egal, ob die Sonne scheint, der Regen schräg von der Seite kommt oder der Wind mit aller Kraft an den Baumkronen zerrt. Fischwirtschaftsmeister Thomas Philipson aus Rade bei Rendsburg liebt seinen Beruf. Der 31-jährige, der am nördlichen Rand Hamburgs aufgewachsen ist, wusste schon als kleiner Junge, dass das Fischen eine seiner Leidenschaften ist. »Ich habe meinen Vater regelrecht gezwungen, den Angelschein zu machen, damit ich endlich mit seiner Hilfe Fische fangen konnte«, erinnert er sich. »Mit meinen acht Jahren war ich noch zu jung für den Schein. Wenig später hatte ich sogar einen kleinen Räucherofen und habe meine Ware an die Nachbarn verteilt.«

Woher sein intensives Interesse kommt, bleibt wohl für immer ein Geheimnis: Niemand sonst in seiner Familie interessiert sich für Fische. Nach einigen Jahren intensiven Angelns macht er ein Schülerpraktikum beim Nord-Ostsee-Kanalfischer Hans Brauer. Dazu hatte ihm sein Opa geraten, nicht ahnend, dass er damit das Schicksal des Enkels besiegelt. Der damals 15-jährige Thomas ist total begeistert von der Arbeit und kommt in den Schulferien immer wieder, um im Betrieb auszuhelfen. Nach dem Abitur macht Thomas Philipson dann eine Lehre bei Fischereimeister Brauer und will danach eigentlich Fischwirtschaft studieren. Doch die Liebe kommt ihm dazwischen: Er verguckt sich am Ende der Ausbildung in Sina Brauer, die jüngste Tochter seines Lehrherrn. »Aber die Fischliebe war zuerst da«, beteuert er, weil oft unterstellt wird, er habe aus Kalkül in die Fischerfamilie eingeheiratet.

Die Fischzucht gibt Planungssicherheit

Thomas Philipson schwelgt in Erinnerungen, während er sein Aluminium-Boot quer durch den Nord-Ostsee-Kanal, eine der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen der Welt, manövriert – vorbei an 200 Meter langen Frachtriesen und Segeljachten. Ziel ist die Forellenzucht auf der anderen Uferseite. Mit im Boot sitzt Pierre Binder (51), Chefkoch vom Restaurant »Fischers Fritz« im Hotel Birke in Kiel. Er schaut sich hin und wieder vor Ort an, wie und wo die schmackhaften Fische leben, die er regelmäßig in seiner Küche zubereitet.

Die Zuchtanlage aus drei Becken liegt an einer Stelle, wo früher der Schirnauer See war, bevor er dem Kanal zugeschlagen wurde. Sie ist mit