Darjeeling in der Krise

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Teeanbau

Der Teeanbau in der indischen Region Darjeeling hat mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zunächst legte 2017 ein Generalstreik über Monate das gesamte Wirtschaftsleben lahm, dann folgte Corona, die Gewerkschaften setzten massive Lohnerhöhungen durch, Billigkonkurrenz verdirbt das Geschäft – und ganz grundsätzlich verhagelt der Klimawandel im wahrsten Sinn des Wortes die Ernten. Die Teekampagne als weltweit größtes Importunternehmen der wichtigen Frühlings- und Sommer-Ernten sucht nach Lösungen. Horst Hamm hat sich vor Ort informiert.

Fotos: Jacqueline Lindner

Ein Gewitter erschüttert Mitte April die Teegärten Chamong und Selimbong in Darjeeling, die dicht nebeneinander liegen. Die Hagelkörner prasseln mit einer solchen Wucht aufs Auto, dass der Fahrer gezwungen ist, stehen zu bleiben. Der holprige Weg zur Teefabrik ist innerhalb weniger Minuten vollkommen weiß. An den beiden darauffolgenden Tage wiederholt sich das Schauspiel. Für die Teegärten kommt das einer Katastrophe gleich, denn gerade die frischen Blatttriebe werden von den Hagelkörnern besonders beeinträchtigt: Two leaves and a bud, wie der Fachmann sagt, sollen die Pflückerinnen ernten, zwei Blätter und die Knospe. Jetzt hängen viele zerfetzt am Busch. »An einzelnen Hängen sind 60 Prozent der First-Flush-Ernte vernichtet worden«, bestätigt Gautam Mohan, der Besitzer von Selimbong und Chef der Tea-Promoters India, am nächsten Tag. First und Second Flush – die Frühlings- und Sommerernte – liefern die besten Qualitäten und machen rund 40 Prozent der Jahresproduktion aus. Jedes fehlende Kilo mindert den Ertrag. »Früher hatten wir auch Hagelschäden, aber nicht in der Häufigkeit und Stärke wie in den vergangenen Jahren.«

Auch an den Südhängen des Himalajas, wo der beste Tee der Welt wächst, weil sich die Blätter in 1 500 bis über 2 000 Meter Höhe nur langsam entfalten und ein besonders gutes Aroma entwickeln, ist der Klimawandel in all seinen Facetten angekommen. Mitte Januar bleibt nach der Trockenphase immer häufiger der Regen aus – oder er kommt zumindest spärlicher. Während der Monsunzeit öffnet der Himmel dafür umso heftiger seine Tore und nimmt fruchtbare Erde von den steilen Hängen mit ins Tal. Damit müssen sich alle Teegärten in Darjeeling auseinandersetzen.

Bei qualitativ hochwertigen Tees beschränkt sich die Ernte auf die Endknospe eines Teezweigs sowie die beiden darauf folgenden Blätter: Two leaves and a bud heißt das im Fachjargon.
Fotos: Jacqueline Lindner, AdobeStock happystock
Ashok Lohia, Chef der Chamong-Teegärten, hat mit zahlreichen neuen Problemen zu kämpfen.

Doch das ist nur eines der Probleme, mit denen die Gartenbetreiber zu kämpfen haben: 2017 legte ein Generalstreik über Monate die gesamte Region lahm, weil sich Darjeeling als Teil des Gorkhalands von West-Bengalen loslösen wollte. Die besten E