Zwischen den Welten

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Heinzelmanns Winzerporträt

Ein geschichtsträchtiges Anwesen, übernommen von einem Paar, das von Anfang an alles anders machen wollte: Melanie Drese und Michael Völker war klar, dass sie in Harmonie mit der Natur arbeiten und auch im Weinkeller möglichst wenig eingreifen möchten. Noch immer lernen sie dazu, doch das Weingut 2Naturkinder in Kitzingen hat sich in der Naturweinszene bereits einen Namen gemacht, weiß Ursula Heinzelmann.

Kitzingen – eine große Kleinstadt am Main, mit alter Weinhandelsgeschichte und den üblichen Supermärkten, Tankstellen und Fastfood-Outlets der Gegenwart. Inmitten dieser Versorgungspunkte der Moderne einer aus einer früheren Zeit: ein Weinberg. »Der Eselsberg ist ein echtes Filetstück«, sagt Michael Völker, der ihn mit seiner Frau Melanie Drese bewirtschaftet, »den hätten viele gerne als Baugrundstück!« Aber die leichten Reben sind die besseren Bewohner, denn die Kuppe ist im wahrsten Sinne des Wortes unterminiert. Über lange Zeit wurde hier Muschelkalk abgebaut, die Bergkuppe förmlich ausgehöhlt.

Das leichtfüßige Auftreten, das vorsichtige neue Anfreunden mit dem Boden und seiner Geschichte, das ließe sich als Sinnbild für das zehn Jahre junge Unternehmen des Paares betrachten. Ihr Weingut namens 2Naturkinder spielt ganz vorne in der Naturweinszene mit und residiert doch in einem für die Gegend so typischen geschichtsträchtigen Anwesen. »Wir sind die elfte Generation«, sagt Melanie Drese und blickt aus dem Verkostungsraum im ersten Stock hinunter in den Hof, »und wir haben von Anfang an alles ganz anders gemacht. Der klassische Bocksbeutel, der mit dem alten Firmenemblem an einer Mauer prangt, den gibt es bei uns nicht.« Vorangegangene Generationen zogen aus der Stadtmitte in Bahnhofsnähe, stellten von Pferdefuhrwerken auf Lastkraftwagen um, bauten Garagen und Packhalle, Kelterei und Keller, Büros und Lager immer wieder an und um. Jetzt steht vieles davon ungenutzt und leer.

Fotos: 2Naturkinder, Janek Stroisch
Zwei, die sich gut ergänzen: Melanie Drese und Michael Völker stehen hinter 2Naturkinder.

Die Lebensplanung verändert

Michaels Vater hatte den Betrieb überraschend in sehr jungem Alter Anfang der 1980er übernehmen müssen, als unverkaufter Wein schwer im Keller lag. »Seitdem hat sich so extrem viel getan«, sinniert die gebürtige Walldorferin Drese, die Judaistik studiert hat und in London für einen wissenschaftlichen Verlag tätig war. Hier lernte sie den fränkischen Winzersohn kennen, der sich seinerseits mit Philosophie, Logik und Mathematik beschäftigt hatte, nachdem ihm sein Vater von der Übernahme des Betriebs abriet, und dann als Medienmanager ebenfalls nach London ging. »Da haben wir um 2011 begonnen, richtig bewusst Wein zu trinken, die erste RAW-Naturweinmesse in London erlebt und eine neue Perspektive der Weinwelt entdeckt. Als mein Vater anrief und sagte, er wol