Selten extra gut

7 min lesen

Olivenöl wird fast ausschließlich in der Qualitätsstufe »nativ extra« angeboten. Das klingt hochwertig. Bio-Food-Testerin Annette Sabersky hat drei unterschiedliche Olivenöle der Kategorie »nativ extra« eingekauft und überprüft, was von ihnen zu halten ist und wie sie schmecken.

Das Plädoyer von Ernährungsfachleuten, mehr pflanzliche Öle statt Butter und anderer tierischer Fette zu verwenden, scheint zu fruchten. In den vergangenen 50 Jahren hat sich der Konsum von Pflanzenölen fast vervierfacht, von 4,4 Litern im Jahr 1970 auf heute gut 16 Liter, so das Marktforschungsinstitut Statista. Am beliebtesten ist in Deutschland Rapsöl, gefolgt von Sonnenblumenöl. Olivenöl folgt auf Platz 3.

Doch anders als bei Raps und Sonnenblume gibt es einen gewissen Hype rund ums Olivenöl. Auf den Flaschen steht fast immer die Bezeichnung »Natives Olivenöl extra« oder auch »extra vergine« (italienisch) bzw. »virgin extra« (spanisch). Und: »Erste Güteklasse – direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen«. Das klingt nach etwas Gutem. Doch dass da etwas nicht stimmen kann, zeigt schon der Preis. Sowohl Olivenöle für 7,99 Euro je Liter als auch die für 30 Euro und mehr tragen die Bezeichnung »nativ extra« .

Nur wenige Öle sind wirklich von höchster Güte

Tatsache ist, dass die Erzeugung von hochwertigem Olivenöl eine Kunst ist, die sich im Preis niederschlagen muss. Das beginnt bei den Oliven, die aus kontrolliert biologischem Anbau oder einer vergleichbaren naturnahen Anbauweise kommen sollten – was viel Handarbeit, sowie den Verzicht auf synthetische Pestizide und Düngemittel bedeutet. Die Oliven müssen auf den Punkt schonend geerntet und innerhalb weniger Stunden in der Ölmühle ohne Hitzeeinwirkung verarbeitet werden. Die Erzeuger müssen auch fair bezahlt werden. Das ist umso wichtiger, seit entweder Starkregen oder extreme Hitze die Erträge verringern. Und so ist ein gutes Olivenöl »nativ extra« eben nicht für 7,99 Euro je Liter zu haben. Das Olivenöl-Magazin Merum schätzt, dass höchstens fünf Prozent des weltweit produzierten Olivenöls die Bezeichnung »extra vergine« wirklich verdienen, also nachhaltig und sachgerecht erzeugt und somit von höchster Güte sind.

Olivenöl sei das am häufigsten verfälschte und mit Betrug behaftete Lebensmittel im europäischen Agrarmarkt, weiß der Olivenöl-Experte Dr. Christian Gertz, der jahrelang als Leiter des chemischen Untersuchungsamts Hagen mit der Überwachung von Olivenöl betraut war. Eine Verordnung macht die Verfälschung möglich: die EU-Olivenöl-Verordnung von 1991. An sich sollen Gesetzeswerke dafür sorgen, dass nur einwandfreie Lebensmittel in den Handel gelangen. Doch die Verordnung sei »ein Kochbuch für Fälscher«, wird der Experte nicht müde zu betonen. Es sei mit wenig Aufwand möglich, minderwertige Öle so anzupassen, dass die Vorgaben der Verordnun