Gelungenes Miteinander

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Heinzelmanns Winzerporträt

Gegründet wurde der Gustavshof vor fast 100 Jahren als Mischbetrieb. Doch seitdem hat sich viel gewandelt. Heute wollen Andreas und Friederike Roll das Weingut in Gau-Heppenheim zu einem nachhaltigen Vorzeigebetrieb machen. Ursula Heinzelmann hat es sich angeschaut.

Fotos: Gustavshof
Foto: Gustavshof

Die Zeiten ändern sich. Wuchernde Reben in schweren Böden nach Norden und Nordosten, auf beinahe 300 Meter Höhe vor 50 Jahren galt der Kloppberg zwischen Dittelsheim und Gau-Heppenheim keinesfalls als gute Lage und der sogenannte Minimalschnitt schlichtweg als unordentlich. »Der Kloppberg ist einer der höchsten Erhebungen Rheinhessens, und sowohl nach Norden als auch nach sten sind es rund 15 Kilometer Luftlinie bis zum Rhein«, erklärt Andreas Roll und deutet auf die Silhouette des Taunus am winterlich nebligen Horizont. »Mit der Klimaerwärmung sind die tonigen, kühlen Lehmböden aus tertiärem Mergel und Kalk jetzt aber eindeutig ein Vorteil, und das Gleiche gilt für die Ausrichtung.« Außerdem sei die Wasserversorgung selbst in trockenen Jahren gut.

Und die wuchernden Reben? »Das hätte früher so auch nicht funktioniert, es war schon gedanklich nicht möglich. Aber wir möchten, dass der Gustavshof in fünf Jahren das nachhaltigste Weingut Deutschlands ist. Und die Minimalschnitterziehung ist ein Schritt dahin.« Dabei werden die Stöcke nicht wie üblich mehrmals geschnitten, sondern nur einmal, im Winter, wenn der Boden gefroren ist, sodass die Bodenverdichtung so gering wie möglich ist. »Angefangen haben wir damit in den vier Hektar Weinbergen, die für Traubensaft bestimmt sind, mit roten Piwi-Sorten.«

Dieser Traubensaft ist einer der Gründe für meinen Besuch Es ist ein echter Ausnahmestoff in dieser Kategorie, die Süße durch feinherben Gerbstoff gebändigt, die Aromen wie ein Gewürzkasten. Alkoholfreie Wein-Alternativen sind eine der Stärken des Gustavshof-Sortiments. Neben Saft gibt es den dunkelrosafarbenen Holundersecco sowie den weißen Zero Zero, beide aus Muskat-Traubenmost, zudem Verjus und Essig, feinherb und ausgesprochen angenehm.

Harmonisches Gesamtbild

Doch zurück zu den hochgesteckten Zielen. Als der Gustavshof 1 24 von Rolls Urgroßvater Gustav Becker gegründet wurde, gehörte er zu den vielen gemischten landwirtschaftlichen Betrieben Rheinhessens, die neben Rindern, Schweinen, Hühnern, Kartoffel- und Rübenäckern nebenbei auch ein oder zwei Hektar Reben umfassten. Von den Zeiten des Mischbetriebs zeugt noch die große Stallscheune an einer Seite des geräumigen, in Form eines stumpfen Dreiecks anlegten Hofes. Die roten Ziegel des hohen Daches sind nahezu vollständig von einer Photovoltaikanlage verdeckt, was sich jedoch ebenso harmonisch ins Gesamtbild einfügt wie die moderne gläserne Architektur der Vinothek neben den alten Sandsteingebäuden.

»Mein Vater hat de