Glücklich auf der Wiese

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Schweine in Weidehaltung

Allen Tierschutzdebatten zum Trotz: Kaum ein Schwein in Deutschland lebt auf der Weide. Doch mutige Pioniere ändern das, hat Sven Prange recherchiert. Gut für Tiere und Umwelt – und der Unterschied lässt sich herausschmecken.

Foto:Sauenhain

Wer Clemens Stromeyer bei seinen Schweinen besucht, glaubt eine Zeitreise in eine längst vergangene Welt zu unternehmen. uirlig stromern Ferkel und Sauen durchs Gras, suchen Schatten unter alten Apfelbäumen oder rangeln das jeweils aktuelle Sozialgefüge aus. Zwischendurch zupfen sie am Gras, das hier meist üppig wächst, oder suchen Stroh, das hier ab und an liegt.

Einmal die Woche entsteht kurz Unruhe in diesem Idyll. Dann entnimmt Stromeyer der Herde drei Tiere, lässt sie schlachten, verkauft ihr Fleisch oder Wurst über seinen Internetshop deutschlandweit. Seit sieben Jahren betreibt er nun seinen Sauenhain und ist damit eine echte Ausnahme in der Schweinehaltung. Von den mehr als 22 Millionen Schweinen, die in Deutschland jährlich aufwachsen, dürfen das etwa 5 000 bis 10 000 wirklich auf der Weide. Der große Rest vegetiert in den Mastkäfigen der konventionellen Fleischindustrie, wenige hunderttausend weitere leben nach den Regeln der EU-Bioverordnung und des einen oder anderen Bioanbauverbands auf Stroh oder in einem sandigen Auslauf. Aber raus auf die Weide, das dürfen die wenigsten.

Schweine im Freien brauchen Genehmigung

Was dagegen spricht? Mal sind es wirtschaftliche Interessen der Betriebe, mal umständliche Verfahren der örtlichen Behörden, denn Schweinehaltung im Freien ist genehmigungspflichtig. Fast immer aber ist es die Angst vor dem Aufwand. »Ein Schwein auf der Weide zu halten«, sagt Clemens Stromeyer, »ist sehr aufwändig. Denn man muss ständig die Weide wechseln.« Tut man das nicht, pflügt das Schwein schnell die Weide zum Acker um. Macht man sich aber die Mühe und lässt die Sau raus, gibt es nicht nur gesündere Tiere. Auch die Kosten fürs Kraftfutter, das normalerweise aus aller Welt stammt, sinken auf ein Minimum. Und das Fleisch hat eine ualität, die sich sehen und schmecken lassen kann.

Ein richtiges Glücksschwein: Von den mehr als 22 Millionen Schweinen, die in Deutschland jährlich aufwachsen, dürfen nur wenige nach draußen auf die Wiese.
Foto: Sauenhain

Über letztere Erkenntnis ist auch Stromeyer aufs Weideschwein gekommen. »Gutes Schweinefleisch war selten zu bekommen«, sagt der genuss- wie kochaffine Mann, der zuvor im Marketing aktiv war. »Nachdem ich mich mit dem Thema beschäftigt hatte, war schnell klar, dass Haltung und ualität zusammenhängen. Man hat als Züchter dann etwas Besonderes, was man anbieten kann.« Zunächst aber hat man eine ganze Menge Arbeit. Die Genehmigung zu bekommen, sich dann in das sehr komplexe Tier Schwein hineinzudenken all das zehrt Zeit und Energie. »Ich habe mich durchgebissen«, beschrei