Die Schillerlocke lockt nicht mehr

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DAS FISCHPORTRÄT

Der »Eigentliche Dornhai« gehört zu den Kosmopoliten der Meere. Wir finden ihn auch in der Nordsee. Seine Fortpflanzung ist höchst ungewöhnlich. In unseren Fischtheken wird er nur noch selten und gut getarnt angeboten. Von Manfred Kriener.

Foto:Wikipedia,

diesmal der Dornhai

Fischerei kann barbarisch sein. Und manchmal kurzsichtig bis zur Selbstzerstörung. Beispiel Dornhai: Weil die großen Schwärme dieses Fischs zu bestimmten Zeiten nach Geschlecht und Alter getrennt durchs Meer ziehen, hat sich die US-Fischerei über viele Jahre ganz auf den Fang älterer weiblicher Tiere spezialisiert. Weibliche Dornhaie sind größer als männliche, ihre Schwärme halten sich oft näher an den Küstenlinien auf. Zwischen 1998 und 2002 waren 93 Prozent der an der US-Ostküste angelandeten Dornhaie weiblichen Geschlechts. Dass die Schwärme der Weibchen mit ihren großen, oft Nachwuchs tragenden Muttertieren die Schlüsselrolle für Vermehrung und Arterhaltung besetzen, ist indes kein Geheimnis.

Dennoch wurden sie so lange gezielt befischt, bis das Geschlechterverhältnis der Dornhaie in den atlantischen Gewässern vor der US-Ostküste das alarmierende Verhältnis von 1:7 zu Lasten der Weibchen erreichte. Die Fischereibehörden zogen die Notbremse, erklärten den Dornhai als überfischt und sorgten mit Verboten und limitierten Fangquoten bis 2006 für eine Erholung des Bestands. Die Geschlechterrelation verbesserte sich langsam auf 1:4, doch die einseitigen Fänge hörten nicht auf: 2012 und 2013 waren schon wieder 95 Prozent der angelandeten Dornhaie weiblich. Inzwischen wird in Studien untersucht, wie und vor allem wo rein männliche Schwärme gefangen werden können.

Kleiner Räuber

Der Dornhai Squalus acanthias, der in Abgrenzung zu seinem Verwandten, dem gefleckten Dornhai, gern mit dem Zusatz »Eigentlicher Dornhai« versehen wird, ist ein kleiner Hai mit einer maximalen Größe von 1,30 Metern. Die zwei Dornen an den Flossen sind namensgebend. Er gehört zu den Knorpelfischen und ist ein echter Weltenbummler mit weiter Verbreitung in den atlantischen und pazifischen Gewässern Grönlands, Kanadas, Floridas, Kubas, Uruguays, Argentiniens.

Aber auch im Ostatlantik vor Island, in russischen Gewässern, im Mittelmeer und in der Nordsee zieht der schlanke Räuber seine Kreise. Die westliche Ostsee zählt zwar nicht zu seinem echten Verbreitungsgebiet, aber auch dort taucht er als »special guest« immer wieder auf. In der Nahrungskette stehen Dornhaie zwar in den oberen Rängen, doch gerade jüngere Fische haben durchaus Feinde: Dazu zählen andere Haie oder Robben. Sie selbst fressen sämtliche Fische kleiner und mittlerer Größe von Hering bis Kabeljau, aber auch Krebse, Seegurken oder Quallen.

Wenig Nachwuchs

Das Fortpflanzungsgeschäft ist außergewöhnlich und macht den Dornhai zu einer besonders verletzl