Klein, aber oho

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DAS FISCHPORTRÄT

Hering des Süßwassers wird das Rotauge auch genannt. Er ist ein sehr häufiger und ökologisch bedeutender Fisch mit viel ungenutztem Potenzial in der Küche.

diesmal das Rotauge

Foto:Adobe Stock_Edvard Ellric

Auch wenn viele diesen Fisch nicht richtig benennen können, so hat doch fast jeder schon einmal einen Trupp dieser schlanken Flossenträger im flachen Wasser eines Sees vorbeischwimmen sehen.

Die Rede ist vom Rotauge (Rutilus rutilus); die wohl weitverbreitetste Fischart Europas. In Brehms Tierleben wird ihm attestiert, dass nur die Ärmsten ihn essen, die fischfressenden Vögel ihn sogar verschmähen würden. Wobei er jedoch so häufig sei, dass er »zum Dunge der Felder oder zum Futter der Schweine verwendet wird«.

Jedoch hat bei Weitem nicht jeder so eine negative Sichtweise auf diesen kleinen Schwarmfisch. Denn Kenner dieses delikaten Fisches – tierische wie menschliche – erfreut es, dass er ubiquitär vorhanden ist und meist auch in großer Zahl daherkommt.

Augen und Flossen – rot!

Das Rotauge gehört, wie die Brachse, mit der sie einige Gemeinsamkeiten hat (vgl.

Slow Food Magazin 2/2022, S. 10), zu der großen Familie der Karpfenartigen und hat viele regionale Bezeichnungen wie beispielsweise Plötze, Schwal, Schmahl,

Riddau, Rotaschel, Rotoog, Rottele oder Bleier. Der Name verrät auch eines der hervorstechendsten Merkmale dieses Fisches: sein rötliches Auge. Auch die Flossen sind mehr oder weniger rötlich, weshalb er auch oft mit der nahe verwandten Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) verwechselt wird. Im Gegensatz zu dieser hat das Rotauge aber ein gerades Maul, ein silbriges Schuppenkleid sowie Bauch- und Rückenflossen auf gleicher Höhe. Rotfedern hingegen haben ein nach oben öffnendes Maul, goldene Schuppen und eine zurückgesetzte Rückenflosse. Das leicht hochrückige Rotauge wird meist nur 15 bis 30 Zentimeter lang (in seltenen Ausnahmen bis zu 50 Zentimeter) und maximal 2,6 Kilo schwer, wobei sie im Durchschnitt eher 200 Gramm wiegen und maximal 12 bis 14 Jahre alt werden. Als Allesfresser ernähren sie sich von diversen Kleintieren der Wassersäule (Zooplankton), Wasserpflanzen, Flohkrebsen, Würmern, Muscheln, Schnecken sowie Insekten und deren Larven.

Ab ihrem zweiten oder dritten Lebensjahr finden sich die Rotaugen, wenn das Wasser im April und Mai die 10 Grad Celsius überschreitet, in großen Schwärmen an vorzugsweise flachen und krautigen Laichplätzen ein. Dafür werden sogar kurze Laichwanderungen in Kauf genommen. Am Ziel angekommen werden von den Weibchen unter viel Geplatsche zwischen 50 000 und 100 000 klebrige Eier (pro Kilogramm Körpergewicht) an Steinen, Holz und Pflanzen abgelaicht und von den Männchen befruchtet. Die klebrigen Eier bleiben manchmal auch im Gefieder von Wasservögeln haften und verhelfen den Rotaugen somit zu