Das Essenzielle herausgekitzelt

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Heinzelmanns Winzerporträt

An Beeren, Pflaumen und Kräuternoten erinnert der besondere »Handmade« Spätburgunder bei Familie Hench, den Ursula Heinzelmann bei ihrem Besuch probiert hat. Nicht nur den, auf dem biodynamischen Weingut im fränkischen Bürgstadt gab es noch einiges mehr zu entdecken.

Fotoweingut Hench

»Letztendlich ist der gute Geschmack entscheidend!«, fasst Peter Hench kurz und knapp die Philosophie des kleinen Familienweinguts mitten in Bürgstadt zusammen. Ich bin kaum angekommen, wir stehen noch im Hof und überlegen, ob wir erst in den Weinberg oder den Keller sollen, vorher oder nachher verkosten… da sind wir auch schon beim Wesentlichen. Und trinken erst einmal einen Schluck Riesling. »Dass wir heute zertifiziert biodynamisch arbeiten«, erklärt Burkhard Hench, wie Sohn Peter mit Schiebermütze, »hat sich so ergeben, aus dem Nachdenken über all die Zusatzstoffe in Lebensmitteln und dem Versuch, beim Wein auf so viel wie möglich zu verzichten.« »Wir wollen ganzheitlich und nachhaltig denken und handeln«, ergänzt Helene, Peters Mutter.

Familienbetrieb über Jahrhunderte

Es ist offensichtlich, dass die drei eng zusammenarbeiten – Peter Hench ist vor Kurzem mit seiner Frau Ramona und den drei kleinen Kindern auf den Hof gezogen – und ein starkes Gefühl für die Kontinuität haben, die für guten Wein so wichtig ist.

Am Haus hängt ein Schild mit einer Aufnahme aus den 1920er-Jahren, das auf die dokumentierten Anfänge des Anwesens im Jahr 1563 verweist, bereits damals im Besitz der Familie. In dem alten Sandsteingewölbekeller aus dieser Zeit stehen wir jetzt, neben Holzfässern unterschiedlicher Größen. »In den ganz kleinen«, erklärt Peter Hench, der nach Weinküferlehre und Ausbildung in Veitshöchheim und Weinsberg seit 2007 für den Keller verantwortlich ist, »ist Apfelbrand von unseren Streuobstwiesen.« Tafelobst habe es früher nur wenig gegeben, das meiste eigne sich vor allem zum Brennen.

Überhaupt, früher: Bürgstadt hat im 16. Jahrhundert eine wahre Blütezeit der Familiensitz der Familie Hench, sondern auch das Rathaus, beide wie hier typisch weiß getüncht mit dunkelroten Ecksteinen und Bögen. Damals gehörte Bürgstadt zu Kurmainz, bis heute spricht man hier von Churfranken und orientiert sich stärker nach Aschaffenburg und Frankfurt hin als nach Würzburg. Der am westlichen Ortsrand fließende Main war ein wichtiger Handelsweg: In dieser äußersten westlichen Ecke Frankens sind nicht nur die Weinbergsböden von rotem Buntsandstein bestimmt, aus ihm ents Buntsandstein bestimmt, aus ihm entstanden auch der Mainzer Dom und andere große Bauten. Mit dem roten Gestein wurde Wein verschifft: »Damals reichten die Weinberge bis hinunter an den Main!«

Immer mit Schiebermütze: Burkhard und Peter Hench, oben mit ihren Ehefrauen, unten im Weinkeller.