Da wächst der Hopfen und der Spargel

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NIEDERBAYERN

Genussreise Niederbayern

In der fruchtbaren Landschaft Niederbayerns haben die Bäuerinnen und Bauern mit ihren traditionellen, weit über die Region hinaus bekannten Produkten meist gut verdient. Doch jetzt setzen sie auch auf Neues, wie Sabine Herre bei ihrem Besuch erfuhr.

Zugegeben: Besonders attraktiv sieht er nicht aus, der Hopfenspargel, wie er da in der dunklen Erde der Hallertau liegt. Fast könnte man ihn für einen Wurm halten, weißbeige und mit kleinem braunem Köpfchen. Alles ändert sich jedoch mit dem ersten Biss.

Denn die Sprossen der Hopfenrebe, auch Hopfenspargel genannt, sind eines der ungewöhnlichsten und urtümlichsten Gemüse überhaupt. »Ein bisschen wie junge Nüsse und ein wenig wie Mais schmecken sie, sie sind knackig frisch und haben einen leicht bitteren Beiton«, erzählt Verena Bogenrieder, deren Familie den in Vergessenheit geratenen Hopfenspargel vor 40 Jahren wiederentdeckte. »Früher war der Hopfenspargel ein Arme-Leute-Essen, das erste frische Gemüse nach einem langen Winter.«

Jetzt jedoch kostet ein Kilo in der Hallertau 50 Euro und auf dem Viktualienmarkt in München noch mehr. Denn die Ernte ist ein mühsames Geschäft. Verena Bogenrieder: »Eine Sprosse ist 5-8 Zentimeter lang und nur 3-5 Millimeter dick und so sind wir schon eine Stunde beschäftigt, um für einen Salat für die ganze Familie die notwendige Menge vom Boden aufzulesen.« Als Rohkost mag Verena Bogenrieder die Sprossen am liebsten, aber auch blanchiert mit etwas Crème fraîche und Frühlingskräutern. Im »Gasthaus Sixt« in Rohr, wo jedes Jahr die beiden Erntewochen ab Ende März ganz im Zeichen des Hopfenspargels stehen, serviert Jakob Sixt sie auf einer gebratenen Blutwurst mit Kohlrabicarpaccio. Blanchiert werden die Sprossen in einem Sud, »in den unbedingt ein Tropfen Hopfenextrakt gehört«. Wir sind hier schließlich in der Hallertau, mit 17 000 Hektar das weltweit größte Hopfenanbaugebiet der Welt.

Holledau – grünes Paradies

Kilometer um Kilometer, von der Donau bis hinab nach Landshut und Ingolstadt, ziehen sich die Hopfengärten und geben der sanften, hügeligen Landschaft ihre Konturen. Im Winter und den ersten Frühlingswochen noch kahl, klettern die Reben ab Mai in der unglaublichen Geschwindigkeit von bis zu 30 Zentimetern am Tag an den Rankdrähten in die Höhe. Hopfen ist eine der am schnellsten wachsenden Pflanzen der Welt und er verwandelt die Holledau, wie die Einheimischen ihre Hallertau nennen, in ein grünes Paradies.

Fotos: AdobeStock bild-gestalten, Wolfgang Hauke; StockFood Thumm Andreas
Hopfengärten sind das Wahrzeichen der Hallertau in Niederbayern (oben). Risotto mit Hopfenspargel

Jedoch ist der Hopfenanbau als extreme Monokultur mit seinem hohem Pestizideinsatz kritisch zu sehen. »Die Dolden wollen jeden Tag ihren Herren sehen«, dieses Sprichwort ma