Pfälzisch – jenseits des Mainstreams

5 min lesen

Heinzelmanns Winzerporträt

Zehn Jahre ist es her, dass sich Katja und Ansgar Galler für den Anbau von Piwis entschieden, um diese dann naturnah auszubauen. Eine gute Entscheidung, findet Ursula Heinzelmann, die auf dem Weingut in Kirchheim an der Weinstraße zu Gast war.

Winzerpaar Galler, ein tolles Team!
Foto: Weingut Galler

Arbeitszeit ist Lebenszeit«, sagt Ansgar Galler, »ich kann doch nicht Montag bis Freitag nur aufs Wochenende warten!« Und Katja Galler, seine Frau, ergänzt: »Wenn das Tor auf ist, sind wir da und ansprechbar, wenn nicht, dann ist gerade etwas anderes wichtiger – wer uns kennt, ruft vorher an.« Weingut und Familie sind eins, und zwar auf gleichberechtigte Weise.

Das ist in dieser Konsequenz durchaus ungewöhnlich und zeugt von einem ausgeprägten Sinn für einen ganzheitlichen, nachhaltigen Ansatz, der langfristig als Basis fürs Leben taugt – als Familie und als Weingut. Es geht hier nicht um romantisch verklärtes Weltretten, sondern pragmatische, sachliche Entscheidungen aufgrund von Beobachtungen und Tatsachen.

Ganz wesentlich dabei war und ist die frühzeitige Entscheidung der Gallers für Piwi-Weine, also Weine aus pilzwiderstandsfähigen Sorten.

70 Prozent der mittlerweile 13 Hektar des Weinguts sind heute damit bepflanzt, Ziel sind die vollen 100 Prozent: »Die neuen Reben sind unsere größte Investition, da müssen Maschinen und Autos hintanstehen und noch eine Weile durchhalten.« Es ist die zielstrebige Vision von zwei Menschen, denen ein Bioweingut in der nordöstlichen Pfalz – Kirchheim an der Weinstraße gehört zum Leiningerland um Grünstadt – alles andere als in die Wiege gelegt wurde.

Lebensmodell Familienbetrieb

Katja Galler ist auf einem Bauernhof mit 60 Milchkühen, Ackerbau und Direktvermarktung in Limburg an der Lahn in Hessen aufgewachsen. Sie fühlte sich der Betriebsnachfolge verpflichtet, machte eine kaufmännische Ausbildung und studierte Agrarwissenschaften – bewusst im heimatnahen Gießen, um während dieser Zeit weiterhin als Arbeitskraft einspringen zu können. »Ich kann Traktor fahren und Kühe melken, aber mein Traum war das nie, ich dachte mir, dafür find ich schon jemanden!«, erzählt sie unbekümmert, während wir in dem kleinen Probierzimmer neben dem Büro zu dritt verkosten.

Es kam dann natürlich ganz anders. Sie lernte Ansgar Galler kennen. Der rheinhessische Winzersohn aus Nieder-Olm bei Mainz konnte zwar Traktor fahren, litt aber nach jedem Besuch auf dem Hof an Reizüberflutung: »Stall und Tiere, das ist so gar nicht meine Aromenwelt!« Er wiederum hatte ganz klassisch seinen Küfermeister gemacht, alles Praktische dazu bei den Eltern gelernt, war voll auf Wein fokussiert, wollte aber den elterlichen Betrieb nicht übernehmen. Was tun?

Die Antwort darauf kam indirekt von Sohn Nick, dessen Ankunft seine Eltern mit neuen Fr