VOLL AUF DER HÖHE

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Marathon-Europameister Richard Ringer will es im Olympiajahr wissen und bereitet sich akribisch auf das Weltereignis in Paris vor. Dazu gehört auch ein mehrwöchiger Aufenthalt in einem Höhenzentrum in der beschaulichen Südpfalz. Wir haben ihn dort einen Tag lang begleitet

Fotos DANIEL GEIGER

Es ist ein grauer Donnerstag im Februar, als ich auf den Parkplatz des Ge-sundheitsparks in Herx-heim einbiege, zu dem mich Richard Ringer bestellt hat. Eigentlich hätte ich den Marathon-Europameister gern in seinem neuen Zuhause in München besucht, um ihn einen Tag lang bei seiner Vorbereitung auf die Olympischen Spiele zu begleiten, aber da ist Richard in diesen Wochen so gut wie gar nicht anzutreffen. Außerdem, so dachte ich mir, als wir uns verabredeten, ist Herxheim schon für sich eine Geschichte wert. Dabei hatte ich allerdings nicht die pfälzische Kleinstadt selbst mit ihren rund 10 000 Einwohnern im Sinn, sondern das „Höhenhaus“, das der Architekt und Unternehmer Johannes Eisinger dort errichtet hat.

Eisinger (Interview s. S. 34) war einst selbst ein hoffnungsvolles Lauftalent. So erklärt es sich, dass er auf dem Gelände des von ihm gegründeten und mit seinem Sohn betriebenen Gesundheitsparks ein eigenes Gebäude mit acht Zimmern plus Gesellschaftsraum, Küche und Trainingsräumen errichtet hat, in dem man den Sauerstoffgehalt der Luft herunterfahren kann. Top-athleten brauchen jetzt also nicht mehr nach Eldoret (Kenia), Addis Abeba (Äthiopien), Dullstroom (Südafrika), St. Moritz (Schweiz), Font-Romeu (Frankreich) oder wie die Höhentrainingsmekkas der Welt so heißen, zu reisen, sondern können auch in Herxheim in der Oberpfalz unter Höhenbedingungen trainieren, wohnen, schlafen.

Einen Tag, eine Woche oder einen ganzen Monat kann man sich hier einmieten. Richard Ringer ist schon seit zwei Wochen da, als ich ihn besuche, und wird noch drei weitere bleiben. „Ich war vorher drei Wochen in Kenia auf über 2400 Metern, bin jetzt zu Wettkämpfen in Deutschland, Europa und will die ‚Höhenkette‘ nicht unterbrechen“, erklärt er mir zu Beginn.

Das Höhenhaus ist erstaunlich geräumig. Es bietet in den Zimmern auch Platz für Schreibtische und Schränke
Das Leben im Höhen-zentrum spielt sich auf 275 Quadratmetern ab, Trainingsräume nicht mitgerechnet

Höhenkette nennt man einen wiederholten Aufenthalt in der Höhe, auf den der Körper mit einer vermehrten Bildung roter Blutkörperchen reagiert. Dadurch kann das Blut mehr Sauerstoff transportieren und die Ausdauerleistungsfähigkeit steigt.

Herxheim liegt offiziell auf einer Höhe von 129 Metern über dem Meeresspiegel. Nachweisbare Effekte auf die Blutzusammensetzung haben aber erst Höhenlagen ab 1500 oder eher 1800 Metern, und eben die lassen sich in einem Höhenhaus simulieren. In dem von Johannes Eisinger kann man ein Raumklima mit einer Luftz

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