Paul Voß, 37

4 min lesen

Ehemaliger Rennradfahrer und aktiver Gravel-Radprofi

InterviewELA WILDNERFotosSONJA MÜLLER

Paul Voß lebt in Berlin und fährt im Grunewald nicht nur gern Gravelbike, sondern läuft hier auch – als Ausgleich zum Radfahren

Du warst Radprofi auf der Straße und bist jetzt Gravel-Profi. Wo läufst du lieber – auf Asphalt oder im Gelände?

Als ich angefangen habe zu laufen, war es eher die Straße, weil man dort einfach schneller laufen kann. Da habe ich auch ehrlich gesagt nur auf den Schnitt geachtet. Aber inzwischen ist es mir eigentlich egal, weil mir einfach das Laufen an sich viel Spaß bringt. Ich bin etwas davon weggekommen, nur auf die Pace zu achten und immer möglichst schnell sein zu wollen.

Kommt dir das Laufen im Vergleich zum Radfahren nicht furchtbar langsam vor?

Klar, wenn ich Intervalle laufe, sind die im Vergleich zum Rad viel langsamer. Aber das Krasse am Laufen, finde ich, ist, dass man einfach nicht rausnehmen kann:

Auch wenn es bergab geht, kann man nicht einfach rollen lassen und sich zwischendrin mal entspannen, sondern muss weiter Schritte machen.

Wie bist du eigentlich trotz deiner Karriere als Radprofi zum Laufen gekommen?

Also, eigentlich gehört das Laufen im Radsport dazu. Damals im Jugendsport sind wir immer laufen gegangen, haben Athletiktraining gemacht oder auch mal Fußball gespielt, insbesondere im Winter, wenn das Wetter zu schlecht zum Radfahren war. Als ich dann Ende 2016 meine aktive Straßenradsportkarriere beendet hatte, habe ich gemerkt, dass ich etwas tun muss, um nicht durchzudrehen. Ich kam von einem so hohen sportlichen Niveau, hatte dann aber plötzlich nicht mehr die Zeit, so viel Rad zu fahren, weil ich sportlicher Leiter eines Radteams wurde. Vor einem langen Wettkampftag, an dem ich in der Funktion ja lediglich im Auto saß, tat es richtig gut, vorher einfach eine halbe Stunde zu laufen. So hatte ich mich schon bewegt und konnte gut den Kopf freibekommen. Aber natürlich hat mich als Leistungssportler dann auch beim Laufen der Ehrgeiz gepackt.

Das heißt, du hast dann gezielt das Laufen trainiert und auch an Laufwettkämpfen teilgenommen?

Ja, ich habe zwei 10-Kilometer-Läufe und einen 5-Kilometer-Lauf mitgemacht. Das hat mir auch richtig Spaß gemacht und ich dachte: „Hey, dann gehst du jetzt in die Laufschiene rein.“ Das wollte ich gar nicht, um ein Topathlet zu werden, sondern eher, um es mir selbst zu beweisen. Ich wollte auch sehen, wie schnell ich einen Halbmarathon oder Marathon laufen könnte. Aber dann war ich so ehrgeizig, dass es ungesund wurde.

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel