WAS TUN, WENN ES PLÖTZLICH NICHT MEHR RUNDLÄUFT?

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Anfang 2023 rennt Hanna Klein von Bestzeit zu Bestzeit, wird Europameisterin – und verletzt sich danach schwer. Zwangspause. Wir haben mit der Topathletin, die auch Sportpsychologin ist, über den richtigen Umgang mit Rückschlägen gesprochen. Spoiler: Sie selbst hat sich nicht unbedingt nach Lehrbuch verhalten

Interview HENNING LENERTZ

Wie war es für dich, als du erfahren hast, dass du pausieren musst?

Ich hatte in meiner Leistungssportkarriere bis dahin noch nicht so viele verletzungsbedingte Rückschläge. Kleinere Verletzungen gab es natürlich, aber ich musste noch nie neun Wochen Pause machen. Von daher war das für mich wirklich eine völlig neue Situation. Bei den Deutschen Meisterschaften letzten Juli hatte ich aber derart starke Schmerzen in den Achillessehnen, dass ich mich nach dem Rennen bei meinem Vater abstützen musste. Mit Isabelle [Baumann, ihrer Trainerin, Anm. d. Red.] habe ich dann entschieden, den Wettkampf in der Woche drauf nicht zu machen. Und nach einer kurzen Pause war auch klar, dass einfach nichts mehr ging und ich zum Arzt musste.

Das klingt, als hättest du dir nicht eingestehen wollen, dass du verletzt bist.

Genau. Zu Beginn habe ich es also erst mal gar nicht geglaubt und von mir gewiesen. Dabei war es so offensichtlich. Ich hatte tatsächlich schon seit Anfang Juni Schmerzen in beiden Sehnen. Fünf, sechs Wochen lang habe ich trotzdem immer wieder damit trainiert – Achillessehnenschmerzen kenne ich als Läuferin schließlich. Die bekomme ich vor allem, wenn ich zum ersten Mal wieder in Spikes laufe und harte Wettkampf- oder Trainingsbelastungen habe. Aber ich muss schon sagen, dass ich ein Ausmaß an Schmerzen hatte wie noch nie zuvor – und trotzdem habe ich mit dieser „Mir passiert schon nichts“-Naivität darüber hinwegtrainiert.

Sehr bitter war dann der Tag, an dem ich morgens die E-Mail mit der Nominierung für die Weltmeisterschaften und nachmittags die Diagnose vom Arzt bekam. Ich war im ersten Augenblick sehr traurig. Tatsächlich war anfangs noch nicht klar, dass ich die WM wirklich nicht laufen kann oder ob nicht doch noch Hoffnung besteht. Aber mehrere Ärzte haben bestätigt, dass das Risiko eines kompletten Abrisses im Raum steht. Damit war für mich klar, dass ich mit dem langfristigen Ziel, den Olympischen Spielen in Paris, nicht meine Gesundheit gefährde.

Du warst also nicht ehrlich zu dir – und auch nicht zu deinem Umfeld.

Nein, gar nicht. Beim Abschlusstraining vor den Deutschen Meisterschaften habe ich schon beim Anlaufen d

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