RAUBKATZE AUF DEM SPRUNG

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ANLÄSSLICH DES 75. GEBURTSTAGS VON PUMA BLÄTTERN WIR DURCH DIE LANGE CHRONIK DER MARKE UND FRAGEN UNS: IN WELCHER WEISE PRÄGTE DIE RAUBKATZE AUS DEM MITTELFRÄNKISCHEN HERZOGENAURACH DIE LAUFWELT VON EINST UND WODURCH HAT SIE IN LETZTER ZEIT WIEDER AN BEDEUTUNG GEWONNEN?

Text KATE CARTER

MOSKAU 2013: USAIN BOLT SPRINTET IN DIE UNSTERBLICHKEIT.

MEXIKO-STADT 1968: TOMMIE SMITH UND JOHN CARLOS RECKEN IHRE FÄUSTE GEN HIMMEL.

BERLIN 1936: VON WEGEN HERRENRASSE: JESSE OWENS FÜHRT NAZIS VOR.

Dies sind drei der ikonischsten Momente der Laufgeschichte. Was sie gemein haben? Alle vier Sportler trugen in der Stunde ihres Triumphs das unverkennbare Logo einer springenden Raubkatze auf ihren Schuhen: Puma.

Am 1. Oktober 2023 feierte die Marke ihren 75. Geburtstag. Und kann dabei auf eine erstaunliche Geschichte zurückblicken. Sie umfasst einige der größten Leichtathleten, die je die Bahn betreten haben. Dabei begann alles unter nicht gerade verheißungsvollen Umständen – in einer Waschküche in einer bayerischen Kleinstadt während der Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit.

Tatsächlich liest sich die Geschichte der Ursprünge von Puma wie das Drehbuch einer deutschen Version von Romeo und Julia: Geeint durch ein gemeinsames Ziel, starten zwei Brüder ein großes Abenteuer, bevor sie sich spektakulär zerstreiten und auf unterschiedlichen Seiten einer tiefen Kluft leben, während ihre beiden Stämme einander in tiefer Feindschaft verbunden sind. Beide sind erfolgreich, aber leben komplett getrennte Leben, um letztlich in unterschiedlichen Ecken desselben Friedhofs begraben zu werden. Gäbe es noch einen Sohn und eine Tochter, die sich heimlich verlieben, wäre die Geschichte von Puma und Adidas ein Hollywood-Blockbuster.

Kinder der Gründerzeit

Christoph und Pauline Dasslers Sohn Rudolf wurde 1898 in Herzogenaurach geboren, zwei Jahre später folgte sein Bruder Adolf (Adi). Es gab auch noch einen älteren Bruder (Fritz) und eine jüngere Schwester (Marie), aber da beide keinen globalen Sportgiganten gründeten, hat die Geschichte kaum etwas über sie zu erzählen. Herzogenaurach ist eine Kleinstadt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Nürnberg. Während des größten Teils der Geschichte des Ortes arbeiteten dessen Einwohner in der Textilproduktion und Christoph Dassler war der letzte in einer langen Reihe von Dasslers, die als Weber und Färber tätig waren. Die Industrialisierung brachte den Zusammenbruch der örtlichen Textilindustrie mit sich und wie viele andere in der Stadt sattelte auch Christoph zum Schuster um.

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