HOBBIES VS. PROFIS

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LEITARTIKEL

Immer häufiger fahren noch aktive oder ehemalige Radprofis bei den großen Radmarathons um den Sieg mit. Potenzielle Effekte und Entwicklungen.

227 Kilometer, 5300 Höhenmeter – das sind die Daten des Ötztaler Radmarathons. Der „Ötzi“ gilt als die inoffizielle WM der Radmarathonfahrer. Der Sieger 2023: der italienische Ex-Radprofi Manuel Senni. Er gewann, unter anderem, 2017 die Colorado-Rundfahrt und war zum Jahresende 2021 noch als Profi aktiv. Weitere ehemalige Profi-Fahrer in den Top Ten: Johnny Hoogerland, unter anderem Zwölfter bei der Vuelta a España 2009 und Hans-Jörg Leopold. Dessen beste Platzierung als Profi: Fünfter bei der Oberösterreich-Rundfahrt. Zudem fuhren drei aktive Radprofis unter die besten zehn: Alban Lakata, dreimaliger Mountainbike-Marathon-Weltmeister, Anton Schiffer und Daniel Federspiel. Beide fahren für Continental Teams, die eine Stufe unter den Pro- und zwei unter den World-Tour-Teams kategorisiert sind, in der „3. Liga des Radsports“. Schiffer steht bei der deutschen Mannschaft Bike Aid unter Vertrag, Federspiel bei der österreichischen Equipe Felt Felbermayr.

Dieses Ergebnis ist nur das Symbol einer Entwicklung: Immer mehr aktive und ehemalige Profi-Fahrer nehmen an den großen Radmarathons teil. Auch beim Arlberg Giro 2023 fuhr mit Anton Schiffer ein KT-Fahrer in die Top Ten – obwohl es bei dem Rennen eine eigene Profi-Wertung gibt, in der er aber nicht gelistet war. Der Australier Jack Burke gewann 2022 den Ötztaler Radmarathon – auch er war zu diesem Zeitpunkt KT-Profi. Johannes Rechenauer, ein aktiver KT-Fahrer des österreichischen Teams Hrinkow Advarics, nahm im vergangenen Jahr am Tannheimer Tal Radmarathon teil. Er führte das Rennen als Ausreißer lange an, bevor er mit Knieproblemen aufgeben musste. Der Sieger der Gran-Fondo-WM 2023 in Glasgow in der Altersklasse der 50- bis 54-Jährigen: der kasachische Ex-Profi Alexander Winokurow. Er wurde unter anderem Olympiasieger 2012 im Straßenrennen in London, 2005 und 2010 siegte er bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, im Jahr 2006 gewann er die Vuelta. Im Sommer 2007 wurde er des Fremdblut-Dopings überführt und für zwei Jahre gesperrt. Bei Triathlon-Wettbewerben und Marathonläufen hat es Tradition und auch bei den meisten Gravel-Rennen ist es – noch – Normalität: Profis stehen gemeinsam mit Hobbysportlern an der Startlinie. Aktuell scheint es so, als würde sich dies auch bei vielen der großen Gran Fondos zur Regel entwickeln. Was bedeutet dies für die gesamte Radmarathonszene?

Wenn bei einem Radmarathon aktive Radprofis mit sportlichen Ambitionen mitfahren, hat das zwangsläufig Konsequenzen. Die wohl wichtigste: Für Hobbyfahrer wird es schwieriger, einen großen Radmarathon zu gewinnen oder eine Top-Platzierung zu holen. Für die Veranstalter hat die Teilnahme von ehemaligen und aktiven Radprofis oft den Vorteil, dass das

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