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ANDREAS MAYR

ER IST 40 JAHRE ALT, VOLLZEIT-ANGESTELLTER, ZWEIFACHER VATER – UND DER ERFOLGREICHSTE AMATEUR-RENNFAHRER DEUTSCHLANDS. SEIN TRAINING IST BESONDERS: KRITERIEN, INTERVALLE, SCHNELLKRAFT, VO2MAX UND MEHR.

 
Fotos: Ryan Piorkowski, Moritz Sauer, Jessigraphie

50, 52, 54 km/h, eine breite Straße, zehntausende Zuschauer, ein Zielbogen – das Finale. Es geht um insgesamt 10.000 US-Dollar Preisgeld. An der Spitze des Feldes sind die Profis des Teams ‚Legion of L.A.‘. Dahinter: Amateurfahrer aus Deutschland. Sie tragen schwarz-gemusterte Rennanzüge und Abus-Aero-Helme. Ihre Räder: Simplon Pride Aero-Rennmaschinen. Zu acht sind sie aus Deutschland angereist, um Radrennen zu fahren. Jene Rennen, die sie Zuhause im eigenen Land dominieren – die in den USA aber einen völlig anderen Stellenwert haben: Kriterien. Das Prinzip: Rundkurse, ein bis zwei Stunden Renndauer, Prämienrunden, Antritte, Sprints, Stürze, Spektakel. Bei den Hauptrennen dürfen pro Team sechs Fahrer an den Start gehen. Diese sind 34, 35, 26, 23, 29 und 39 Jahre alt. Ihre Berufe: Vertriebler, Rad-Konstrukteur, Verfahrenstechniker, Produktmanager, Zweiradmechaniker-Meister, Marketingmanager. Ihre Konkurrenten: Voll-Profis. Die besten Kriteriums-Spezialisten der USA. „Die Jungs, die hier vorne rumfahren, verdienen mindestens 100.000 Dollar im Jahr – dafür, dass sie schnell im Kreis Rad fahren“, sagt Andreas Mayr. „Wir arbeiten alle. Wir sind ganz normale Vereinsfahrer und treten hier gegen die absoluten Top-Teams an. Das klingt verrückt. Eigentlich.“

Sprints & Spektakel

Es ist das zweite von fünf Radrennen, das längste Kriterium der USA, „the race of 500 corners“ – das Rennen der 500 Kurven. Die Streckendaten: 100 Kilometer, 100 Runden, fünf Kurven pro Runde. Sechs Fahrer haben sich abgesetzt. Die letzte Kurve. Die Zielgerade: 250 Meter, leicht ansteigend. Andi Mayr sprintet von der fünften Position aus los. 64, 66 km/h. 80 Meter vor dem Ziel ist er auf der gleichen Höhe wie der Führende. Parallel sprinten sie nebeneinander her. Fünf Meter vor der Linie blickt er neben sich – und sieht nichts als Straße. Er richtet sich auf. Und jubelt. Der Amateur, ein „Hobbyathlet“, gewinnt gegen die Profis, gegen die besten Kriteriumsfahrer der USA. Nach einem harten Rennen – und 2:14 Stunden Fahrzeit. Die Bilanz der Reise seines Teams nach fünf Rennen: ein Sieg, einmal Zweiter, einmal Dritter, einmal Fünfter, einmal Sechster. Er selbst fährt Radrennen, seit er 17 Jahre alt ist. Seine Bilanz in der Elite-Kategorie: Zwischen 2002 und Spätsommer 2023 ist er in der Eliteklasse 667 Radrennen gefahren. 122 davon hat er gewonnen. 95 dieser Siege holte er bei Kriterien, die anderen 27 bei Straßenrennen. 66 Mal war er Zweiter, 27 Mal Dritter. Bei 32,2 Prozent der Rennen, bei denen er an den Start ging, stand er am Ende auf dem Podest. Dabei hatte er seine

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