GRAVEL PROFI

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PAUL VOSS WAR EINER DER BESTEN DEUTSCHEN STRASSEN-PROFIS UND TRUG DAS BERGTRIKOT DER TOUR DE FRANCE. HEUTE IST ER EINER DER ERFOLGREICHSTEN GRAVEL-PROFIS DER WELT.

Fotos: Sixt Visuals, Roger Salanova, Nils Laengner

Plötzlich kracht es. Es hört sich so an, als ob ein trockener Ast in zwei Stücke zerbricht. Im selben Moment blockiert sein Hinterrad. Er weiß sofort: Seine Felge ist gebrochen. Panik steigt in ihm auf. Nur noch ein Kilometer trennt ihn von der Ziellinie und von seinem ersten großen Sieg als Gravel-Profi. Doch jetzt, nach einer Solo-Fahrt über mehr als 80 Kilometer, steht er plötzlich mit einem Defekt im Ribes-del-Ter-Park von Girona. Sechs Stunden zuvor. Paul Voß steht gemeinsam mit rund 750 anderen Teilnehmern an der Startlinie des 200-Kilometer-Gravel-Rennens des „The Traka“. Nach seinem fünften Platz beim UCI-Gravel-World-Series-Rennen im spanischen Berja sechs Tage zuvor ist der zu diesem Zeitpunkt 36-Jährige Deutsche einer der Favoriten auf eine Top-Ten-Platzierung. Als Sieganwärter gilt er nicht, denn: Das Rennen ist extrem stark besetzt.

Taktik & Selbstzweifel

Zu den bekanntesten Startern gehören vor allem der Niederländer Ivar Slik, und der ehemalige WorldTour-Fahrer Nathan Haas. Slik konnte im Vorjahr mit dem Unbound Gravel eines der wichtigsten Rennen überhaupt gewinnen, der Australier Haas siegte 2022 bei dem isländischen Gravel-Rennen The Rift. 07:00 Uhr – der Startschuss. Die vorne im Startblock stehenden Fahrer sprinten sofort los in den ersten Anstieg hinein. Paul Voß ist dabei. „Der erste Teil der Strecke direkt nach dem Start war relativ technisch und ich wollte unbedingt möglichen Stürzen aus dem Weg gehen. Dadurch war die Startphase extrem hart. Ich hatte mich zwar darauf eingestellt, dass die ersten 20 Kilometer am Anfang weh tun werden, aber mir kam es in der Phase so vor, als ob viele Fahrer um mich herum stärker waren als ich. Ich bekam Selbstzweifel. ‚Ist meine Form gut genug? Hätte ich in meiner Vorbereitung vielleicht doch mehr hochintensive Intervalle absolvieren müssen?‘ All diese Fragen stellte ich mir. Irgendwie konnte ich dann aber doch an der Spitze dranbleiben und nach etwa 15 Kilometern wurde zum Glück auch das Tempo etwas niedriger. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber schon nicht mehr besonders viele Fahrer in der Spitzengruppe. Danach verlief die Strecke rund 90 Kilometer fast komplett flach durch das Hinterland Gironas und man konnte gut als Gruppe zusammen fahren. Für diesen Streckenabschnitt hatte ich mir bereits im Vorfeld das Ziel gesetzt, möglichst viel Kraft zu sparen für den zweiten Teil des Rennens. Das funktionierte auch wirklich gut. Ich wusste, dass nach 110 Kilometern mit dem Els Metges ein knapp acht Kilometer langer Anstieg kommt. Hier wollte ich angreifen.“ Nach drei Stunden und 20 Minuten erreicht die Spitzengruppe den Fuß des Els Metges. Dessen Daten: 7,97 Kilometer, 4,6 Prozent D

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