PROFITRAINING

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AUSDAUER, KRAFT, WATT PRO KILOGRAMM: DIE LEISTUNG STEIGERN – INDEM MAN VON DEN BESTEN LERNT. WIE TRAINIEREN RAD-PROFIS? EINBLICKE & TRAININGS-TIPPS.

HINTERGRUND

8,6 Kilometer mit durchschnittlich 8,9 Prozent Steigung in 23:54 Minuten – mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 21,9 km/h und einer relativen Leistung von 6,9 Watt pro Kilogramm. Dies sind Zahlen, die für „Normal-Radsportler“ klingen, als seien sie erfunden, Fehlmessungen, Utopie – beziehungsweise von Außerirdischen erbracht worden.

Vor wenigen Jahren waren die Top-Profis bei der Tour de France noch mit relativen Durchschnitts-Leistungen von rund sechs Watt pro Kilogramm an den langen Pässen unterwegs. 2022 leisteten Fahrer wie Tadej Pogačar 6,4 Watt je Kilogramm Körpergewicht – und das für oftmals mehr als 30 Minuten. Der Mensch, der diesen neuen Auffahrts-Rekord am Lo-Port-Anstieg in Spanien aufgestellt hat, heißt: Primož Roglič. Er lieferte sich im Verlauf der fünften Etappe der Katalonien-Rundfahrt ein „Duell“ mit dem Weltmeister, Remco Evenepoel. Die beiden fuhren in ihrer eigenen Liga. Sie erbrachten, inoffiziellen Berechnungen zufolge, an diesem Anstieg eine der höchsten Leistungen, die es je im Profi-Radsport gab. Ein weiterer aktueller „Überfahrer“, Jonas Vingegaard, entschied die letztjährige Tour de France auch mit seiner Leistung während der 16. Tour-Etappe – einem Zeitfahren hinauf zur Côte de Domancy. Inoffiziellen Berechnungen zufolge leistete der zweifache Tour-de-France-Gewinner während den letzten elf Kilometern bergan 7,4 Watt je Kilogramm Körpergewicht – und das über mehr als 13 Minuten Dauer und auf einem Zeitfahrrad.

Fotos: Cor Vos

Werte & Grenzen

Die Frage ist: Wie sind solche Leistungen möglich? Der Sportwissenschaftler Antoine Vayer, der geläuterte früherer Trainer des Skandalteams Festina, hält alle Dauer-Leistungen zwischen 430 und 450 Watt für „Wunder“. Mehr als 450 Watt könnten demnach nur „Mutanten“ treten. Auch Ross Tucker, Professor für Sportphysiologie an der Universität Kapstadt, beschäftigt sich seit Jahren mit den Leistungsdaten der Top-Athleten – und kommt zu ähnlichen Schlüssen. In den späten 1990ern und frühen 2000er-Jahren, so Tucker, mussten Profis an den Schlussanstiegen der Tour-Etappen zwischen 6,4 und 6,7 Watt pro Kilogramm treten, um vorne dabei zu sein. „Was Menschen tun, die 6,5 Watt pro Kilogramm leisten, geht über meinen Glauben. Das ist physiologisch eigentlich nicht möglich.“ Ein entscheidender Wert im Straßen-Radsport ist ein relativer: die Leistung in Watt in der Relation zum Körper- beziehungsweise Systemgewicht aus Fahrer und Fahrrad. Ein normaltrainierter Hobby-Radsportler kann in der Regel rund 6,5, 3,0 und 2,6 Watt pro Kilogramm für eine, fünf beziehungsweise 20 Minuten leisten. Ein guttrainierter Amateur-Rennfahrer tritt für diese Ze

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