IM INTERVIEW MIT DER »REDEN« REDAKTION DR. WOLFRAM SCHÖN

4 min lesen

»Vertrauen - die Champions League für Führungskräfte «

Lieber Wolfram, Vertrauen ist nicht erst seit dem Erscheinen deines Buches »Vertrauen, die Führungsstrategie der Zukunft« dein Kernthema. Warum ist dir das so wichtig?

Vertrauen ist zunächst eine zentrale Voraussetzung für das Gestalten und Gelingen jeder sozialen Beziehung. Es ist jedoch nicht nur ein Beziehungs-, sondern auch ein Businessthema, denn Business ist Beziehung! Als Manager und Berater habe ich immer nach einem verbindenden Glied zwischen Strategie und Prozessen auf der einen Seite und dem Menschen auf der anderen Seite gesucht und zunächst dafür die Kommunikation ausgemacht. Doch dann habe ich durch meine Tochter eine wichtige Erfahrung machen dürfen, die mir die Bedeutung von Vertrauen deutlich vor Augen geführt hat. Als ich ihr nämlich Vertrauen geschenkt und ihr schulisches Engagement in ihre eigenen Hände gelegt habe, ist etwas für mich damals Überraschendes passiert: Das entgegengebrachte Vertrauen löste einen Ermächtigungsschub aus, Marie agierte plötzlich frei von meinen Vorgaben, übernahm Verantwortung für sich selbst und ihre Resultate. Ihr schulisches Engagement explodierte geradezu, und die Ergebnisse waren beeindruckend. Ein echter Wendepunkt für sie, aber auch für mein Denken und meine Haltung.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich intensiv mit Vertrauen beschäftigt. Wie es entsteht und welche Resultate Vertrauen auslöst – bei Führungskräften, in der Teamperformance und in Unternehmen. Mein Fazit: Während mangelndes Vertrauen ein effektives Miteinander lähmt und sowohl das Engagement als auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter negativ beeinflusst, stärkt Vertrauen jeden operativen und organisatorischen Prozess. Es erhöht die Zufriedenheit, das Commitment zum Unternehmen und zur Führungskraft, fördert das Verantwortungsbewusstsein und lässt ein echtes Miteinander entstehen. Deshalb ist Vertrauen meine Herzensangelegenheit und eine der Schlüsselfertigkeiten jeder erfolgreichen Führungskraft und jedes Unternehmens.

Der Begriff »Vertrauen« ist nicht so scharf definiert. Wie würdest du es beschreiben?

Meine Definition lautet: »Vertrauen ist die Zuversicht, dass ein anderer berechenbar im gemeinsamen Interesse handelt.« Sie enthält drei wesentliche Aspekte.

Kernelement ist das gemeinsame Interesse. Ist es zwischen den Interaktionspartnern vorhanden, dann entsteht ein stabiles Vertrauensverhältnis. Vertrauen steht immer auch unter Missbrauchsvorbehalt, eine Tatsache, die es vielen Menschen schwer macht, zu vertrauen. Deshalb steuert die Zuversicht zum einen die Zukunftsorientierung, zum anderen die Komponente der Ungewissheit in einer positiven Ausprägung bei.

Dr. Wolfram Schön
Foto: Dominik Pfau

Berater für Wirtschaft und Politik -Autor -Coach DSC HealthCare Managementberatung

E-m

Dieser Artikel ist erschienen in...