Radfahren
3 September 2018

Nass macht Spaß Liebe Leserinnen, liebe Leser, Früher habe auch ich Regen gefürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Schönes Wetter war Voraussetzung für eine Ausfahrt. Und es war natürlich so, dass die Regenjacke immer dann fehlte, wenn der Himmel weinte. Einmal gab es keinen rettenden Baum oder ein Wartehäuschen zum Unterstellen. Nach zunehmend verzweifelter Ausschau, habe ich mich dem Schicksal ergeben und rollte missmutig weiter. Dann aber die Offenbarung: Das Rauschen des Regens und der Reifen schafften eine neue Geräuscherfahrung. Die Arme fühlten sich bei Nässe kühler an als der Rumpf, unter den Brillengläsern kann man ganz gut nach vorne blicken. Sie abzuwischen bringt nicht viel. Die Schuhe laufen relativ spät voll, wenn lange Radschützer am Vorderrad montiert sind. Pfützen können wärmer als die Luft sein, melden die Socken zurück. Fahren ist gut möglich: In den anfangs durchzitterten Kurven ist ordentlich Grip vorhanden. Auf Asphalt und auf Feldwegen steuere ich Pfützen ganz bewusst an wie damals als Fünfzehnjähriger. Trotz Regen- und Schlammbombardement arbeitet die Schaltung astrein. Dass die Bremsen nicht mehr bissig verzögern, darauf kann ich mich einstellen. Dass sie quietschen, ist das einzige Ärgernis. Ansonsten kommt mit jedem Kilometer Spaß auf. Lustig, wie bei hohem Tempo eine kleine Fontäne aus dem vorderen Schutzblech schießt und in hohem Bogen aufs Gesicht trifft. Lässig, wie der Vorderreifen durch die Fluten spurt. Weil auf Abfahrten im Wald das Absteigen in einer Rutschpartie enden könnte, versuche ich „meine Linie“ zu finden, umkurve Steine und rutschige Wurzeln. Probieren Sie Radeln im Regen aus. Sie werden sich danach fühlen wie ein Held. Alles easy, bei Freizeitfahrten ist die Durchnässung kein Problem, zuhause ist man schnell umgezogen. Bei Touren helfen Helmcover (zur Not Duschhaube), ein Poncho oder Funktionsregenjacke samt Hose sowie Überschuhe (genial!), um weiterzufahren. Beeindruckend, wie gute Regenjacken Wasser abperlen lassen. Und selbst wenn Sie frieren sollten, in der Pension oder in der Wohnung wartet eine warme Dusche. Was bleibt, sind … leuchtende Augen. Daniel O. Fikuart, Chefredakteur

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