„22 KONTEN WURDEN IDENTIFIZIERT, DIE 255.604 TWEETS IN ENGLISCHER SPRACHE MIT DEM HASHTAG #UKRAINE GEPOSTET HATTEN.“
Vor fünf Jahren entdeckte Marco Bastos, Senior Lecturer für Medien und Kommunikation an der City University of London, ein Netzwerk von Twitter-Bots, die versuchten, die Brexit-Abstimmung zu beeinflussen. Was hat sich in der Zwischenzeit geändert?
Das Gespräch führte Ruth Almodal.
❯ Wie haben Sie die Twitterbots entdeckt und wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen? Marco Bastos: Das war eigentlich ein Zufall. Kurz nach der Verabschiedung des Gesetzes zum EU-Referendum 2015 durch das Parlament habe ich eine Datenerfassungspipeline eingerichtet, die britische Nutzer, die auf Twitter über den Brexit sprechen, identifizieren und überwachen sollte.
Ich nannte diese Kohorte „BTMAU“ für British Twitter Monthly Active Users und verfolgte sie über die Jahre hinweg. Im Jahr 2017 bemerkte ich, dass ein erheblicher Teil dieser Population von der Plattform verschwand, und bei der Untersuchung der Daten wurde klar, dass es sich um ein Botnet handelte, das von Twitter selbst entfernt wurde.
❯ Welche politischen Veränderungen in den Bereichen, die in dieser Untersuchung abgedeckt wurden, haben sich in den folgenden Jahren auf politischer Ebene oder auf den Plattformen selbst ergeben?
Bastos: In den Jahren nach der Studie hat es wichtige (wenn auch langsame) Entwicklungen gegeben, darunter Änderungen im Design der Plattformen, aber auch politische Änderungen durch die Regulierungsbehörden. Letztere müssen erst noch beweisen, dass sie dieses Problem in den Griff bekommen können.
Ein Großteil des Digital Service Act (DSA), eines EU-Regelwerks, das in den nächsten zwölf Monaten in Kraft treten soll, ist illegalen Inhalten, transparenter Werbung und natürlich Desinformation gewidmet. Die politischen Veränderungen sind in der Tat langsam, wie es üblich ist, aber die Erwartung ist, dass der DSA den Rahmen, in dem soziale Plattformen arbeiten, dramatisch verändern wird.
❯ Welche Rolle spielen Botnets im heutigen Krieg zwischen der Ukraine und Russland ? Bastos: Ein Zermürbungskrieg folgt in der Regel auf einen Informationskrieg oder geht ihm voraus, und dieser Krieg bildet da keine Ausnahme. Die von mir untersuchten Daten deuten darauf hin, dass der Euromaidan – die Welle von Demonstrationen und zivilen Unruhen in der Ukraine, die am 21. November 2013 begann – der Ausgangspunkt für die russische Beeinflussungsoperation war, die später auf die Einmischung in die westlichen Wahle
