Der klassische Intelligenzbegriff muss überdacht werden

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Was macht eigentlich eine neue Erkenntnis aus? Was ist Wahrheit? Kann es verschiedene Intelligenzen geben? Und worin unterscheidet sich eigentlich die künstliche von der menschlichen Intelligenz? Diese und andere Fragen diskutierten der Moralphilosoph Prof. Dr. Klaus-Jürgen Grün, der IT- und Managementberater Alfons Wahlers, der Kommunikationsberater Dr. Matthias Wühle, Unternehmensberater Dr. Lothar Weniger und Philosophiestudent Jannis Graumann. Die Diskussion fand im Rahmen der Task Force Künstliche Intelligenz (TFKI) im Ethikverband der Deutschen Wirtschaft (EVW) e.V. statt.

Der US-Philosoph Charles Peirce versteht unter neuer Erkenntnis ausschließlich jene Informationen, die nicht direkt aus Wissen ableitbar sind. Die Mathematik wäre so ein Beispiel, der Peirce die neue Erkenntnis absprechen würde, meint Wahlers. Im Gegensatz dazu sei die Erkenntnis eine abduktive Vermutung, die unvermittelt daherkommt. Sie erfolge ausschließlich In der Hypothesenausbildung (Abduktion). Abduktives Schließen beginnt mit einem unvollständigen Satz von Beobachtungen und führt zur wahrscheinlichsten möglichen Erklärung. Zwar waren die Elemente der Erkenntnis zuvor schon im Geist enthalten, aber die Idee, das zusammenzubringen, erfolge blitzartig, erklärt Wahlers unter Berufung auf Peirce.

„Sprache ist die notwendige Voraussetzung der Erkenntnis“

Die semantische Bedeutungsgenerierung von LLM, z.B. ChatGPT erfolge hingegen lediglich aus der Struktur der Texte (Syntax) innerhalb eines beschränkten Kontext-Fensters. Innerhalb dieses Fensters seien jedoch durchaus logische Schlüsse erkennbar. Sprache bliebe dabei die notwendige Voraussetzung der Erkenntnis, stellt Wahlers fest. Langfristig könnten sich LLMs also zu kreativen Co-Piloten des Menschen entwickeln. Weiter erforscht werden sollte auf jeden Fall der Begriff der Anschauung – auch und gerade im Sinne von Kant – als eine Art blitzartige Kontemplation sowie Sprache und Bedeutung.

„Die Verbindung aus Körper und Geist ist genau das, was der KI fehlt“

Dieses blitzartige Schließen oder auch der Begriff der Idee sei neurologisch noch nicht vollständig erforscht, wendet Wühle dagegen ein. Letztlich münde das in den alten Leib-Seele-Konflikt, wie ihn zuletzt Hilary Putnam in seinem „Gehirn-im-Tank-Experiment“ beschrieben hatte. Die Verbindung aus Körper und Geist sei genau das, was der KI fehlt, so Wühle. Reine Syntax und Semantik-Regeln hingegen benötigen keinen Körper und können daher von der KI relativ leicht angewendet werden. Wenn man also etwas nachbauen möchte, sollte man sich vielleicht erst einmal im Klaren sein, was man eigentlich nachbauen möchte.

Graumann wendet dagegen ein, dass es nicht unbedingt notwendig sei, mensc

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