KIRCHGÄNGER

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Das Ulmer Münster ist der höchste Kirchturm der Welt. Manchen fällt es schon schwer, seine 768 Stufen hinaufzusteigen. Andere tun vorher noch Buße und wandern 85 Kilometer in zwei Tagen.

21.8.5.55 Uhr 20 Meter von der eigenen hausture wandern wir in das Naherholungsgebiet Sauhag. Noch sind die Temperaturen gut ertraglich.
22.8.15.8 Uhr Geschafft! Nach zwei Tagen Hitze, etlichen Tiefs und einer Last-Minute-Rettung haben wir unser Ziel erreicht.
Noch ein Titel: Neuhausen auf den Fildern beheimatet die groBte Dorf-kirche Europas..
Jakob, der Agrarwissen-schaftler und Weinexperte checkt schon mal den neuen Jahrgang.

Als Hape Kerkeling 2009 den Bestseller über seine Wanderung auf dem Jakobsweg veröffentlichte, löste er damit einen regelrechten Pilgerboom aus. Bis heute zieht die Route nach Santiago de Compostela Reisende aus der ganzen Welt an. Auch wir haben beschlossen, unserer Tour eine Prise Wallfahrt beizumischen. Da uns aber nur zwei Tage zur Verfügung stehen, findet unsere Pilgerei wohnortnah statt, Motto: von Kirche zu Kirche. Aber was für Kirchen! In meiner schwäbischen Heimatgemeinde Neuhausen auf den Fildern, Luftlinie zehn Kilometer von Stuttgart, ragt die angeblich größte Dorfkirche Europas in den Himmel. Das Ziel soll das Ulmer Münster sein, mit seinen 161,53 Metern definitiv höher als jede andere Kirche der Welt. Eine Strecke von 85 Kilometern liegt dazwischen, und ganz nebenbei auch die Schwäbische Alb, ein stattliches Mittelgebirge, das es zu überqueren gilt. Ein ordentliches Bußprogramm für zwei Tage, und am Ende werden wir den bis zum Münster gelaufenen 1670 Höhenmetern noch 143 sehr steile hinzufügen: Peter Schaal-Ahlers, der freundliche Pfarrer des Ulmer Münsters, hat uns telefonisch zugesichert, dass wir uns die Treppenstufen bis zum höchsten zu Fuß erreichbaren Punkt des Münsters hinaufkämpfen dürfen, obwohl gerade Bauarbeiten im Gang sind. Eine Ausnahme und Ehre, denn eigentlich ist derzeit bei 70 Metern Schluss.

Rekordverdächtig ist auch die Hitze

Früh an einem Spätsommermorgen treffe ich mich mit meinem Freund Jakob vor der Basilika St. Petrus und Paulus. Der gelbe Ball lugt über den Horizont und lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass die angekündigten Rekordtemperaturen erreicht werden. Normalerweise sind wir eher auf dem Rad unterwegs, aber mit einem Wanderrucksack auf dem Rücken erlebt man die heimischen Gefilde ganz anders. Obwohl ich dachte, dass ich jeden Stein im Umkreis von 50 Kilometern persönlich kenne, hat Komoot eine wunderbare Route durch die von Streuobstwiesen geprägte Landschaft gefunden, mit Wegen, die ich zuvor noch nie gegangen bin. Am linken Rand des Horizonts grüßt aus fast 800 Metern Höhe die Burg Teck zu uns herab, rechts die Ruine Hohen Neuffen. Zur Mittagszeit markiert beim Freiluftmuseum Beuren ein schmaler Pfad den ersten Aufstieg auf die Schwäbische Alb. »Ich bin komplett

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