GIPFEL TREFFEN

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Bayerns Berge lassen das Wanderherz höher schlagen. Zu den schönsten Wegen zählen jene um das herrlich abgelegene Allgäuer Bergdorf Balderschwang. Wir stellen sie euch vor – und anschließend noch viele weitere Traumtouren unter blauweißem Himmel.

TEXT & FOTOS: ERIKA DÜRR

Überraschend ausgesetzt geht es vom Siplingerkopf in Richtung Balderschwang.

Eine Frau mit hellen Locken war mir aufgefallen – schlichtweg, weil ich schon seit längerem keinen Menschen mehr gesehen hatte. Bei all der friedlichen Abgeschiedenheit hatte ich sie aus dem Blick und noch schneller aus dem Kopf verloren. Zu sehr war ich eingetaucht in diese ungewöhnliche Bergwelt – so nah an touristischen Hotspots und doch so dermaßen weit weg: Vom Girenkopf (1683 m), einem unscheinbaren Gipfel gleich nördlich des Bergdorfs Balderschwang, fällt der Blick auf markante Bergformationen wie den Schweizer Säntis, die Trettachspitze bei Oberstdorf und den Hauptkamm der Nagelfluhkette, die nördlich von mir zum Greifen nahe aufragt.

Der grasige Gipfel war vom benachbarten Siplingerkopf aus überraschend anspruchsvoll zu erreichen: Immer wieder mussten steile Stufen überwunden werden. Meist half ein Stahlseil oder gab es Planken aus Metall, aber es war zweifellos der härteste Teil meiner Gipfelrunde ab Balderschwang. Eine Melange aus Erschöpftheit, dem Anlangen am letzten Gipfel für heute und dem herrlichen Frieden hier oben verführte mich zum Trödeln. Es wartete nur noch der Abstieg zum Hotel – was für ein Luxus, weder vor noch nach einer Tour in Bus oder Auto steigen zu müssen.

Während ich verträumt durch die Wälder abstieg, sichtete ich die Frau mit den Locken wieder. Beschwingt holte sie auf und fiel doch immer wieder zurück. Was tat sie nur? Irgendwann laufen wir auf gleicher Höhe und kommen ins Gespräch über die Gegend um Balderschwang. »Es fühlt sich hier so weich und heimelig an«, sagt sie. »Für mich ist es sorgloses Wohlfühlwandern, Entspannung pur.« Vielleicht auch, weil die pompösen Felswände und tiefen Abgründe hier im Naturpark Nagelfluhkette im Südwesten des Allgäus fehlen – weit über 1800 Meter kommen die Berge nicht hinaus. Alles liegt nah beieinander, ein ideales Revier für ein verlängertes Wochenende wie meines.

Am nächsten Wegweiser bleibt sie wieder stehen. Inspiziert ihn, macht sich Notizen. Meinen fragenden Blick quittiert sie mit einem Lachen: »Qualitätsscout der Wandertrilogie Allgäu« sei sie – ein ausgedehntes Wanderwegenetz, welches das Allgäu auf drei unterschiedlichen Höhenlagen übersp

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