RIESENSACHE

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Die bizarren Felsen des Giant’s Causeway sind weltberühmt. Doch auch abseits davon lässt es sich in Nordirland exzellent wandern.

TEXT: ALEX KRAPP | FOTOS: JANA MARGARETE SCHULER

Der North Antrim Cliff Path zählt zu den spektakulärsten Küstentouren Europas.

Szenen einer irischen Ehe: Die Festgesellschaft winkt aus dem Panoramafenster des Belfast Castles und amüsiert sich über das Brautpaar, das im Schlossgarten vor einem Fotografen posiert. Der Bräutigam versucht, den Regenschirm über seine Frau zu halten, ohne dass dieser vom Wind weggerissen wird.

Schlechtes Wetter für eine Hochzeit und noch schlechteres für eine Runde auf den Cave-Hill, der sich gleich über dem Schloss erhebt. Eimear Flanagan, die uns im Namen von Tourism Northern Ireland begrüßt, möchte Mara, Jana und mich auf den nur 370 Meter hohen Hausberg der nordirischen Hauptstadt führen. Unternehmungslustig steht sie in ihrer blauen Regenjacke auf dem Parkplatz neben dem Schloss, und auch wir holen unsere Jacken aus dem Kofferraum des Mietwagens. Kaum sind wir zehn Minuten gegangen, lassen wir das schützende Ginstergebüsch unter uns. Der Wind zerrt schon so sehr an uns, dass Eimear fast schon schreien muss, damit wir ihre Lektion in nordirischer Geschichte mitbekommen.

Die geht bekanntlich nicht ohne Konflikt. Angefangen hat wohl alles mit der sogenannten Ulster Plantation, die unter King James dem IV. nach der irischen Niederlage im Neunjährigen Krieg zwischen 1603 und 1660 stattfand. Engländer und Schotten wurden dabei in das irische Königreich Ulster zwangsumgesiedelt beziehungsweise materiell angelockt und die ansässigen Bauern von den fruchtbarsten Äckern vertrieben. »Dass dabei die eine Seite katholisch und die andere protestantisch war, war eher Zufall. Der Jahrhunderte währende Nordirlandkonflikt hat damit eigentlich keine religiösen, sondern eher kolonialistische Wurzeln«, erzählt die studierte Geschichtswissenschaftlerin. Ich blicke in das Grau der Wolken und versuche, mir die Jahrhunderte von Hass und Gewalt vorzustellen, die das mit sich brachte.

Was Nordirland an landschaftlichen Highlights zu bieten hat, wollen wir auf einer viertägigen Rundtour erkunden. Nur etwa halb so groß wie Belgien, lässt es sich in zwei Stunden durchqueren, vom mittig gelegenen Belfast dauert es mit dem Auto nicht mehr als eine Stunde in den äußersten Norden, der ganz oben auf unserer Liste steht.

Der nächste Tag ist ein Sonntag, und der Spätsommerhimmel empfängt uns in strahlendem Blau. Auf der Straße herrscht wenig Verkehr, die Lan

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