Das Licht hinter Gittern

2 min lesen

Seelsorgerin im Frauengefängnis Unsere Reporterin trifft dieANNA BECKER

Die Schicksale der Gefangenen gehen Anna Becker oft nahe

Ich war noch nie in einem Gefängnis und wusste vorher auch nicht viel über den Beruf der Gefängnisseelsorger. Doch nach meinem Treffen mit Anna Becker weiß ich nun vor allem eins: dass wir alle jemanden brauchen, der uns Halt gibt – und ganz besonders diejenigen, die vollkommen abgeschottet von der Gesellschaft sind. Beckers Ziel in der JVA Aichach ist klar: „Ich möchte, dass sich alle als Menschen angenommen und wichtig fühlen. Und dass sie nicht denken, ihr Leben sei doch egal.“

Man kommt nicht als Täter auf die Welt

Als ich die freundliche Pfarrerin an jenem Morgen vor dem Eingang der Justizvollzugsanstalt traf, wunderte es mich überhaupt nicht, dass gerade sie diesen Job ausgewählt hat. Ihre ruhige Art und ihr Lächeln kamen mir so vertraut vor, dass ich sofort das Gefühl hatte, ihr alles erzählen zu können. Schon während ihres Theologiestudiums interessierte sich Becker für die Gefängnisseelsorge und machte in der JVA Aichach ein Praktikum. Seit zehn Jahren kümmert sie sich hier nun um ihre Damen.

Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland etwa fünf Prozent aller Inhaftierten Frauen. „Meistens muss ich gar nicht auf die Damen zugehen, sondern werde schon im Gang angesprochen, wenn ein Anliegen besteht“, erzählt Becker, als wir uns in ein Café setzen. Sie spricht übrigens immer von „den Damen“, weil sie ihnen mit genauso viel Respekt begegnen will wie jeder anderen Frau. Wie die 53-Jährige erklärt, starten viele der Insassen mit einem großen Paket an Traumata ins Leben. Häusliche Gewalt ist eines der Motive, die immer wieder auftauchen. Oft schaffen die Frauen es dann nicht, ohne Drogen zu leben, was Kriminalität nach sich zieht. „Menschen kommen nicht als Täter auf die Welt“, ist der Bayerin ganz besonders wichtig zu betonen. „Sie entwickeln sich oft zu Tätern aufgrund ihrer Sozialisation in Umgebungen, in denen sie manchmal den Eindruck haben, dass sie keine andere Wahl haben.“

Für viele ist sie ein Stück Normalität

Weil sie oft zu dem passen, was die Insassen erzählen, bezieht Becker sich in den Einzelgesprächen gern auf Bibelgeschichten. Einer d

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel