Und ewig lockt Rom

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Die Geschichte ist fest in die marmornen Gebeine der Ewigen Stadt eingraviert. Und doch ist Rom weit davon entfernt, nur in der Vergangenheit zu leben. Auf einer Tour durch die Viertel erlebt man, wie einst vergessene Stadtteile sich völlig neu erfinden, uralte Rezepte noch heute den Gaumen begeistern und historische Wahrzeichen für das moderne Zeitalter bereit gemacht werden.

TEXT JULIA BUCKLEY, ANGELA LOCATELLI U N D RACHEL RODDY FOTOS FRANCESCO LASTRUCCI

Geschichte mal anders im CENTRO STORICO

Vom Trevibrunnen bis zur Spanischen Treppe: Das historische Zentrum strotzt vor gefeierten Sehenswürdigkeiten. Doch auch abseits der weltberühmten Attraktionen offenbaren sich an jeder Ecke faszinierende Geschichten.

Mitten auf der Via del Babuino, umgeben von Designerläden, macht Giuseppe Albano an einem Café halt. Von außen sieht das Canova Tadolini aus wie jedes andere auch. Aber Giuseppe zeigt nach innen, zu einem riesigen weißen Mann, der auf einem riesigen weißen Pferd sitzt, hinter ihnen noch weitere geisterhafte weiße Statuen. „Dies war das Studio von Canova und seinem Meisterschüler, Tadolino“, sagt Giuseppe. Der Mann auf dem Pferd ist aus Gips, genau wie die Figuren hinter ihm, einschließlich Athleten und einer Nonne. Die Werkstatt gehörte bis 1967 der Familie von Tadolino und wurde dann zum Café. Touristen gehen vorbei, ohne zu merken, was sich drinnen befindet, da sie sich mehr für Il Babuino interessieren, einen Brunnen in der Nähe. In den vergangenen Jahrhunderten brachten die Römer anonyme Notizen dort an, in denen sie sich gegenseitig diffamierten. „Das damalige Twitter“, sagt Giuseppe lachend.

So ist es nämlich in Rom. Die Stadt hat so viele Facetten, dass man die Hauptstraßen gar nicht verlassen muss, um abseits der bekannten Attraktionen zu gelangen – man muss nur etwas genauer hinsehen. Dies ist die Lektion, die ich von Giuseppe lerne, während wir die Via del Babuino entlangschlendern. Der Bummel durch eine luxuriöse Einkaufsstraße erweist sich als Streifzug durch die Geschichte. Dies ist die Route, die Briten einst auf ihrer sogenannten Kavaliersreise einschlugen: Sie kamen an der großspurigen Piazza del Popolo an und trotteten dann die Via del Babuino hinunter zu ihrer Unterkunft nahe der Piazza di Spagna.

Giuseppe ist der Direktor des Keats-Shelley-Hauses, eines Museums, das sich den romantischen Dichtern widmet. Heute zeigt er mir seine Art, die Via del Babuino zu besichtigen, die hauptsächlich daraus besteht, nach oben zu sehen. „Die Leute beachten die Architektur nicht“, erklärt er. In der Tat sieht man über den Schaufenstern eine Serie von Palazzi,