SISI DIE UNANGEPASSTE KAISERIN

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Als die 16-jährige Elisabeth ihren Cousin, den Kaiser von Österreich, heiratete, galt das als „Traumhochzeit“. Doch zu gegensätzlich waren ihre Charaktere, und Sisi haderte mit der Etikette am Wiener Hof. Sie betrieb einen Kult um ihre Schönheit und litt zeitlebens unter Depressionen.

MARÍA PILAR QUERALT DEL HIERRO HISTORIKERIN DEUTSCHE BEARBEITUNG: RALPH KREUZER

SISI, KAISERIN VON ÖSTERREICH Dieses ikonische Porträt, geschaffen von Franz Xaver Winterhalter, zeigt Sisi im Alter von 27 Jahren, mit diamantbesetzten Sternen im Haar. Links eine diamantene Brosche der Kaiserin.
LINKS: STEPHANE CARDINALE / GETTY IMAGES; RECHTS: BRIDGEMAN / AGE FOTOSTOCK

Mitte der 1950er-Jahre gebar das Kino Kaiserin Elisabeth von Österreich als Ikone des tanzenden Wiens. Doch die reale „Sisi“ war zu ihrer Zeit eine höchst umstrittene Persönlichkeit, die konservative Kreise an Europas Höfen ohne Zögern als verantwortungslos bezeichneten. Auf der Leinwand blieben unerwähnt: ihre gesundheitlichen Probleme, ihre gequälte Persönlichkeit, ihre Liebe zur klassischen Kultur und ihr poetisches Vermächtnis. Auf jeden Fall besaß Elisabeth einen zarten und klaren Geist, der sie lange vor ihrer Umgebung begreifen ließ, dass eine Epoche zu Ende ging. Und vor allem war sie eine zutiefst unglückliche Frau, die dazu verdammt war, ein Leben zu führen, das sie nicht wollte. Dabei hatte sie harte Schicksalsschläge zu überwinden, die im tragischen Tod ihres Sohnes Rudolf, des Thronfolgers, im Jagdschloss Mayerling gipfelten.

Eine glückliche Kindheit

Kaiserin Elisabeth, die vor allem ihre Geschwister nur „Sisi“ nannten, war das vierte von zehn Kindern des Wittelsbacher Herzogs Max Joseph und der Prinzessin Ludovica, Tochter von König Maximilian I. von Bayern. Sie wurde am 24. Dezember 1837 in München geboren, wuchs aber in Possenhofen am Starnberger See auf, frei und glücklich, immer in Kontakt mit der Natur und in einer ungezwungenen Atmosphäre, die den Charakter der späteren Kaiserin und den der meisten ihrer Geschwister prägen sollte. Die Älteste, Helene – elegant, diskret, sehr religiös und diszipliniert – schien die ideale Kandidatin für das Kaisertum zu sein. So wird es jedenfalls in der klassischen Literatur oft berichtet, ohne dass es zeitgenössische Belege dafür gäbe. 1853 reiste man schließlich zur Geburtstagsfeier von Franz Joseph nach Bad Ischl im Salzkammergut, der Sommerresidenz der kaiserlichen Familie.

Ursprünglich sollten Mutter und Tochter allein reisen, doch in letzter Minute wur