DIE STRASSEN DER RÖMER

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Das Römische Reich bestand aus einem Netz von Städten, das sich von seinem Zentrum im Mittelmeerraum aus über Europa, Nordafrika und Westasien erstreckte. Beim Zusammenhalt dieses riesigen politischen Raums spielten die Verkehrswege eine wichtige Rolle.

JESÚS RODRÍGUEZ MORALES HISTORIKER UND ARCHÄOLOGE, EXPERTE FÜR RÖMISCHE STRASSEN DEUTSCHE BEARBEITUNG: RALPH KREUZER

ARTERIEN DES REICHES

EINE STRASSE IM OSTEN Die Straße, die die römischen Städte Antiochia (das heutige Antakya in der Türkei) und Beroea (das heutige Aleppo in Syrien) verbindet, hier kurz vor Aleppo.
JAMES L. STANFIELD / NGS

Wer kennt nicht den Spruch „Alle Wege führen nach Rom“? In der Antike war das eine Tatsache, zur Stadt am Tiber führten Straßen aus allen Himmelsrichtungen. Soldaten, Provinzpolitiker und Zivilisten waren auf sie angewiesen, Touristen, Händler und Transporteure, es gab einen Schwerlastverkehr mit Ochsengespannen

und sogar eine Eilpost. Für die römische Zivilisation stellten sie ein wesentliches Element bei der Expansion des Reiches dar: Nach der Befriedung der eroberten Gebiete wurden die Straßen zu Arterien für den Transport aller Waren und Dienstleistungen, die den gewaltigen Städtebund am Leben erhielten.

Man bedenke: Im gesamten Reich lebten schätzungsweise bis zu 70 Millionen Menschen, und nach der Niederwerfung von Karthago besaß es die Vorherrschaft über das Mittelmeer, mare nostrum, „unser Meer“, wie die Römer es nannten. Das prägte natürlich auch die Verkehrspolitik. Wo immer es möglich war, transportierte man Menschen und Waren zur See. Es war einfach um ein Vielfaches billiger, zum Beispiel 1000 Tonnen Weizen von Alexandria nach Rom mit Großraumseglern zu transportieren als mit Ochsenkarren. Ein großer Nachteil war hierbei allerdings das raue und unberechenbare Wetter in den Wintermonaten, die den Schiffsverkehr ruhen ließen.

Daher waren Straßen unentbehrlich, und im 2. Jahrhundert n. Chr. verfügte das Römische Reich über ein 400 000 Kilometer langes Netz in alle Richtungen, von Schottland bis Mesopotamien und von Rumänien bis in die Sahara. Rom selbst lag am Ziel von 30 Straßen aus allen Teilen Italiens. Sie trugen entweder die Namen ihrer Erbauer wie die Via Appia, Via Aurelia, Via Claudia – oder die Namen der Orte, zu denen sie führten: Via Ardeatina, Via Campana, Via Prenestina usw.

Eine Diva unter den Straßen

Das augenfälligste Beispiel ist sicherlich die Via Appia, die mit großen Basaltplatten gepflastert ist. Im 6. Jahrhundert n. Chr., Jahrhunderte nach ihrem Bau (!), beschrieb sie der byzantinische Geschichtsschreiber Procopius voller Bewunderung: �

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