Das CAMP der WIKINGER

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VOR ORT

Ein abgeschiedener Ort der Weltgeschichte: Wo im Jahr 1021 Europäer im kanadischen Neufundland siedelten, ist heute ein archäologischer Park.

1961 entdeckten Forscher die Fundstätte L’Anse aux Meadows im Norden Neufundlands. In den rekonstruierten Höfen erfahren Besucher, wie die Wikinger in der Neuen Welt lebten.

WER ÜBER DIE HOLZSTEGE geht und in dem stets wehenden Wind übers Meer blickt, kann sie sich vorstellen: die bunt gestreiften Segel der Wikingerschiffe. Erst das große Tuch, dann der in Schalen aufgebaute Rumpf, die Mannschaft. Ob jemand an Land war, um den historischen Moment zu beobachten, der weltgeschichtlich zunächst folgenlos blieb?

Im Jahr 1021 lebten hier an der Nordspitze Neufundlands erstmals Europäer in der Neuen Welt, 471 Jahre vor Kolumbus. L’Anse aux Meadows heißt der Ort – „die Bucht der Wiesen“ oder „die Quallen-Bucht“. Das Kauderwelsch aus Englisch und Französisch beschreibt die Gegebenheiten recht gut. Ohne die breiten Stege, die zu den nachgebauten Wikingerhäusern führen, versänken die Füße der wenigen Besucher im moorigen Untergrund.

Acht Häuser errichteten die Nordmänner in L’Anse aux Meadows, das größte mit einer Fläche von 160 Quadratmetern. Dazu eine Schmiede, in der sie Eisen verarbeiteten. Die Unterkünfte boten Platz für 70 bis 90 Personen. „Die Aufteilung in drei Komplexe spiegelt möglicherweise drei Schiffsmannschaften wider“, sagt Matthias Toplak, Leiter des Wikingermuseums Haithabu in Schleswig-Holstein. Aber es finden sich weder Scheunen noch Stallungen für die Tiere wie zu Hause auf Island oder Grönland. Offenbar war die Siedlung nicht auf Dauer angelegt. Mehrere Gebäude sind heute rekonstruiert, ganz nach Wikingerart: Wände und Dächer aus Holzstämmen, alles rundherum mit Torf und G ra ssoden gegen Wind und Kälte eingepackt. Von den anderen Behausungen sind nur Vertiefungen im Grün geblieben.

Mit Schiffen wie diesem Nachbau erreichten die Nordmänner Nordamerika.
FOTOS: PICTURE ALLIANCE DPA; DAVID COVENTRY, ROSKILDE VIKING MUSEUM
Mikroskopbilder eines bearbeiteten Holzfragments von der Fundstelle L’Anse aux Meadows. Der dunkle Jahresring rechts wuchs nachweislich im Jahr 993.

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