AUS LIEBE ZUR SEEKUH

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VOR JAHRZEHNTEN WAREN DIE SANFTMÜTIGEN MEERESSÄUGER IN FLORIDA VOM AUSSTERBEN BEDROHT. MENSCHEN SETZTEN SICH FÜR SIE EIN, SO STIEG DIE ZAHL DER MANATIS. DIE JÜNGSTEN TODESFÄLLE GEBEN ANLASS ZUR SORGE.

TEXT GENA STEFFENS FOTOS JASON GULLEY U N D ERIKA LARSEN

Aus dem Maul eines Manatis im Ichetucknee Springs State Park in Florida hängen Bänder aus Seegras. Belastete Einträge aus Stadtentwicklung und Landwirtschaft haben die für die Tiere lebenswichtigen aquatischen Gräser in zahlreichen Wasserläufen vernichtet. Der Ichetucknee River ist jedoch nach wie vor relativ unbeeinträchtigt.
FOTOS (2): JASON GULLEY
Manatis versammeln sich bei Homosassa Springs in Florida, wo das etwa 23 Grad warme Wasser den friedlichen Meeressäugern ein wichtiges Winterrefugium bietet – ebenso wie Fischen, darunter Stachelmakrelen, Schaufelkopfbarsche und Meeräschen. In Gewässern, die kälter sind als 20 Grad, können Manatis nicht überleben.
Sauberes warmes Wasser am Kühlwasserabfluss der Tampa Electric Company und an anderen Kraftwerken des Bundesstaats bietet den Manatis eine unverhoffte Oase, um sich im Winter auszuruhen, wenn der Ozean zu kalt für sie wird.
FOTO: JASON GULLEY

AN JENEM NACHMITTAG hatte ich nicht damit gerechnet, einen Fremden in das Haus meiner Urgroßmutter einzuladen. Hier in Crystal River, einer nördlich von Tampa gelegenen Kleinstadt in Florida, wollte ich NATIONALGEOGRAPHIC-Explorer Buddy Powell auf dem Wasser interviewen. Aber unser Boot ging kaputt, und es war zu heiß, sich auf der Pier zu unterhalten. So saßen wir uns gegenüber – auf farblich abgestimmten orangenen Sofas in einem Wohnzimmer, das im Stil der 1970er-Jahre eingerichtet war.

Hazel Gaines, meine 1993 verstorbene Urgroßmutter, war vor über 60 Jahren nach Crystal River gezogen. Die Sofas hatten wir als Erinnerung behalten – an sie und an unsere Kindheit, in der wir den Fluss vor ihrem Haus erforschten. Buddy Powell ist nur wenig älter als die Sitzmöbel, aber besser in Form: Er besitzt eine jugendliche Körperhaltung und einen wachen Blick, der an diesem Tag immer wieder hinaus aufs Wasser wanderte. „Es geschieht unbewusst“, erklärt er. „Ich habe die meiste Zeit meines Lebens damit verbracht, nach Manatis Ausschau zu halten.“

In den 1960er-Jahren, als Powell hier aufwuchs, gab es in Florida fast keine Manatis mehr. „Es war aufregend, wenn man einen fand“, sagt er. Als einer der weltweit führenden Experten für die pflanzenfressenden Meeressäuger unterzeichnet er seine E-Mails mit „Dr. James Powell, Vorsitzender und geschäftsführender Direktor von Clearwater Mar

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