UNTERWASSER-MÜLLABFUHR

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EIN EUROPÄISCHES FORSCHERTEAM BAUT TAUCHROBOTER, DIE ABFALL AM MEERESBODEN MITHILFE KÜNSTLICHER INTELLIGENZ AUFSPÜREN, KARTIEREN UND EINSAMMELN.

TEXT JULIA GRAVEN FOTO LEILA DAVID

Stefan Sosnowski von der TU München und Claudia Hertel-ten Eikelder von der Hamburg Port Authority testen in Marseille autonome Meeresmüll-Roboter.

Im Hafenbecken von Marseille schwimmt ein U-Boot, groß wie ein Reisekoffer und gelb wie eine Butterblume. Die zwei Scheinwerfer des Tauchroboters durchleuchten das tiefblaue Wasser auf der Suche nach Müll. Stefan Sosnowski, Roboter-Experte an der Technischen Universität München testet hier mit Kollegen aus dem EU-Forschungsprojekt SeaClear die autonomen Unterwasserfahrzeuge. Er berichtet zufrieden: „Die einzelnen Komponenten funktionieren gut. Doch unsere Technik ist so neu, da steckt der Teufel oft im Detail.“

Der gelbe Tauchroboter ist Teil eines komplexen Systems: Ein autonom fahrender Katamaran scannt mit Sonar den Meeresboden und ortet größere Müllmengen. Vom Schiff aus startet ein Tauchroboter mit Kameras, Sonar und Metalldetektoren, der den Meeresboden genau kartiert. Eine Drohne liefert aus der Luft zusätzliche Daten. Mit diesen Informationen sammelt dann ein weiterer Roboter mit Greifarm und Saugvorrichtung die kartierten Abfälle in einen großen Metallkorb. Ist der Korb voll, wird er automatisch auf dem Schiff entleert.

Die Idee einer Unterwasser-Müllabfuhr klingt wie Science-Fiction, doch der Müll im Meer ist ein reales Problem. Videos, die ein SeaClear-Roboter 2021 in der Adria vor der kroatischen Hafenstadt Dubrovnik aufnahm, offenbaren das Desaster: Unter einer Schicht aus Sand und hellem Schlick türmt sich Müll am Meeresboden – Flaschen aus Glas, Plastikeimer, Rohre, Stoffteile, Autoreifen und Betonblöcke. Einem Bericht der Weltnaturschutzunion IUCN zufolge sollen allein 229 000 Tonnen Plastik – das entspricht dem Inhalt von 500 Schiffscontainern – jährlich im Mittelmeer landen. Selbst wenn der Eintrag sofort gestoppt würde, befinden sich bereits Millionen Tonnen in den Ozeanen, die durch Wind, Wetter und Gezeiten zu Mikroplastik zerkleinert werden und die Meeresökosysteme bedrohen. Mikroplastik ist allgegenwärtig: Selbst in der Tiefsee und im arktischen Eis finden Forscher die kleinen Partikel.

Es gibt daher viele Initiativen, die mit großem technischen Aufwand Plastik aus den Meeren sammeln, bevor es zu Mikroplastik wird. Der Meeresgrund war allerdings bislang

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