„Das habe ich mir anders vorgestellt!“

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Manchmal macht das Leben was es will. Aber das muss nicht unbedingt schlecht sein. Drei Beispiele

Leah Müller hatte ihre Traumwohnung gefunden, doch die blieb eine ewige Baustelle

Ich hatte ein super Gefühl, als ich die Wohnung kaufte. Größe und Lage waren ideal, der Preis passte, die Baufirma machte einen sehr professionellen Eindruck, und die Kreditzinsen waren während Corona noch niedrig. 2021 unterschrieb ich den Kauf vertrag, im September 2023 sollte ich einziehen – aber bis heute ist der Neubau nicht fertig. Denn im Mai 2023 hieß es: Der Termin wird sich verschieben. Und im August meldete die Baufirma ohne Vorwarnung Insolvenz an, deutschlandweit waren 3000 Wohnungen betroffen, auch meine in München. Das war nicht nur ein riesiger Schock, es blieben auch viele Fragezeichen. Wir wussten nicht mal, ob das Mehrfamilienhaus zu Ende gebaut wird. Es war noch ein Rohbau, die Grundmauern standen, teilweise waren Fenster drin – die Baustelle war verlassen. Später kam es zu Vandalismus, Scheiben wurden eingeschmissen. Von enttäuschten Käufern oder ehemaligen Handwerkern? Wir wissen es nicht. Schlimm sah es aus.

Fast läge der Traum von einer Neubauwohnung der Münchnerin Leah Müller in Schutt und Asche.
FOTO: DIRK BRUNIECKI

Ich bin früh zu einem Anwalt gegangen, der meinte, solche Pleiten seien bei Neubauprojekten recht häufig, da könne man nur abwarten, solange der Insolvenzantrag geprüft werde. Es entstand dann eine Whatsapp-Gruppe mit den anderen Wohnungseigentümern, die Stimmung darin: eine Melange aus Angst, Wut und Verzweiflung. Aber der Zusammenhalt war groß. Ich habe Glück und kann bei meinen Eltern wohnen, andere Käufer hatten ihre Mietwohnungen schon gekündigt, da kann man schnell auf der Straße stehen. Aber auch ich hatte schlaflose Nächte. Ende 2023 gab es die erste gute Nachricht: Ein neuer Generalunternehmer hatte Interesse an dem Projekt. Im Januar dieses Jahres folgte eine Einladung zum Treffen mit uns Eigentümern – aber dann wurde zwei Tage vor dem Termin ein Wasserschaden im Gebäude festgestellt. Was, wenn der neue Unternehmer deshalb abspringt? Zähes Warten. Der Schaden war geringer als befürchtet. Anfang April wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, bis zum 31. Dezember soll alles bezugsfertig sein. Ich laufe oft an der Baustelle vorbei, und – toi, toi, toi – es sieht gut aus.

Rückblickend hätte ich nichts anders machen können. Außer: mich nicht für ein Neubauprojekt entscheiden. Aber ich bin drangeblieben, habe gekämpft, obwohl ich mich oft machtlos fühle. Darauf bin ich stolz.

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Ich stolperte nach dem Studium eher so rein in die Start-up-Welt. Rückblickend bin ich ganz froh über meine damalige Naivität. Als Geschäftsführerin ist

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