Stephanie, bitte übernehmen!

5 min lesen

Drei Millionen Familienunternehmen gibt es in Deutschland. Und immer häufiger werden sie von Frauen geführt. Drei Beispiele

Stephanie Dölker, 46, ist Urenkelin von Carl Dölker, der 1917 eine Korsettfabrik gründete. Seit 2020 führt sie das Wäscheunternehmen mit weltweit 13 Niederlassungen und 700 Mitarbeitern

Frau Dölker, Sie haben früher in Hollywood an Filmsets gearbeitet – mit Angelina Jolie, Heath Ledger und George Clooney. Heute sind Sie Chefin eines Wäscheherstellers am Rande der Schwäbischen Alb. Die besseren Partygeschichten hatten Sie wahrscheinlich früher.

Ich habe den Job als Produktionskoordinatorin geliebt, die Teamarbeit am Filmset. Aber es war megastressig und sehr hierarchisch. Als ich schwanger wurde, war mir klar, das geht mit dem Beruf nicht, wenn man seine Kinder auch mal sehen möchte. Gleichzeitig wollte mein Vater aufhören. Eine Firma zu leiten erschien mir nicht sehr erstrebenswert, weil mein Vater oft geklagt hat über seine Arbeit. Aber dann habe ich „Let My People Go Surfing“ gelesen von Patagonia-Gründer Yvon Chouinard.

Und nun?

Wurde mir klar, dass man BHs auch auf eine Art herstellen kann, die Spaß macht, und es nicht nur ums Geldverdienen geht. Über das Thema hatte ich als Kind schon viel gelernt, schließlich wurde bei uns zu Hause bei jedem Essen über BHs gesprochen. (lacht)

War Ihnen das unangenehm?

Ich musste in jedem Urlaub, selbst in Spanien, in irgendwelchen Wäscheabteilungen die Teile der Konkurrenz anprobieren, das war schrecklich als Teenager. Ich weiß noch, wie ich mal zu einer befreundeten Unternehmerin sagte: „Ihre Kinder haben es gut, die müssen nur Ihre Essiggurken probieren und nicht BHs.“ Meine Mutter ist im Boden versunken.

Die Firma Ihrer Familie ist 107 Jahre alt. Weiß man nach vier Generationen noch, wie der Firmengründer so tickte?

Mein Urgroßvater war Korsettmacher. Ein Arzt in Stuttgart sagte ihm, dass durch das feste Schnüren die inneren Organe gequetscht werden. Also baute er ein Reformkorsett, das angenehmer und gesünder zu tragen war. Diesen Spirit verfolgen wir bis heute.

Frauen in und an der Spitze: Genau wie ihr Urgroßvater legt Stephanie Dölker bei Naturana Wert auf Qualität und Komfort.
FOTO: VERENA MÜLLER

Aber die Bildsprache hat sich bestimmt verändert…

Ich habe selbst drei Kinder und finde, meine Mädels müssen auch verstehen, dass Schönheit mehr bedeutet, als wie ein klassisches Model oder eine Influencerin auszusehen. Alle Frauenkörper sind toll. Deshalb setzen wir als Marke ein Zeichen gegen Bodytrends und bieten Frauen langfristig einen Mehrwert.

Sie hatten mal einen externen Geschäftsführer – warum hat die Familie wieder das Ruder übernommen?

Wir haben immer noch eine externe Geschäftsführerin und einen externen Finanzvorstand, die ich sehr s

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel