VERNETZT EUCH!

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Verbundenheit und gegenseitiger Support werden immer gefragter. Gut so – vor allem für Frauen

Mal mehr Nähe, mal weniger – mit einem Netzwerk bleibt man immer in Verbindung und im Austausch.

Sich mit anderen zusammenzutun liegt in der Natur des Menschen. Oder wie Iris Clemens sagt: „Alleine könnten wir schlicht nicht überleben.“ Die Soziologin von der Universität Bayreuth erforscht seit Langem die Bedeutung von Netzwerken. Das Bedürfnis danach ist nach wie vor groß, nur die Art und Weise der Interaktion hat sich verändert – das Internet spielt neben den persönlichen Treffen, Events und Diskussionsrunden eine immer größere Rolle. Job-Netzwerke wie Nushu oder Frauen100 wachsen ständig, und die Nachfrage nach Veranstaltungen wie Power-Lunches oder After-Work-Events ist riesig. Zum letzten Sheciety Create Festival mit Vorträgen, Panel-Talks, Musik und Comedy kamen 750 Menschen, was die Erwartungen der Veranstalterinnen übertraf. „Netzwerke sind ein Phänomen, das in letzter Zeit noch mehr Fahrt aufgenommen hat“, so die Zeitgeist-Forscherin Kirstine Fratz. Das gilt für berufliche wie private Bedürfnisse.

Vor allem Frauen fördern den Trend, auch weil netzwerken bedeutet, Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen zu zeigen und Zeit in solche Verbindungen zu stecken. Nichts anderes tun Frauen sowieso jeden Tag. Deshalb überrascht nicht, was die Universität Yale in einer Studie herausgefunden hat: Während der Pandemie schrumpften die meisten persönlichen und professionellen Netzwerke im Schnitt um 16 Prozent. Der Rückgang zog sich durch alle gesellschaftlichen Schichten, Job-Branchen und Altersgruppen, aber nicht durch alle Geschlechter: Frauen konnten ihre Kontakte nahezu unverändert halten. Der Grund: Während Männer sich verabreden, um etwas zu tun, halten Frauen Kontakt, um sich zu unterhalten.

„Jene Frauen, die man gerne etwas verächtlich Latte-macchiato-Mütter nennt, die also mit ihren Kinderwagen andere in Cafés treffen – auch die netzwerken“, sagt Expertin Kirstine Fratz. Denn eine Gemeinschaft definiert sich eben nicht immer durch große Namen, sondern durch gute Interaktion. Man weiß, was die anderen gerade beschäftigt, schickt sich spannende Artikel, aber eben auch lustige Memes. Im Idealfall entsteht mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis. Profi Tijen Onaran weiß: „Ein gutes, verlässliches Netzwerk gibt Sicherheit in schwierigen Situationen.“ Deshalb lassen sich damit auch viele Probleme lösen. Es kann helfen, einen Kindergartenplatz, eine Wohnung oder einen neuen Job zu finden. Der soziale Support und das Gefühl von Verbundenheit wirken sich außerdem positiv auf die Lebenserwartung aus. Das belegen zig Untersuchungen. Laut Kirstine Fratz profitiert sogar die Selbstfindung: „Es ist ein Privileg, dass man heute herausfinden darf, wer man sein möchte. Netzwerke bieten dabei Orientierung.

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