KTM RC8/RC8 R

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GEBRAUCHTCHECK

Erste Gehversuche müssen nicht immer funktionieren. Vor allem, wenn man in der ersten Liga einsteigt, so wie KTM es mit der RC8 2008 tat. Wie gut ist das Ösi-Superbike heute?

Das tut weh! Da gibt man sich besonders viel Mühe, geht in richtungsweisender Art ohne Kompromisse auf alle erdenklichen ergonomischen Bedürfnisse des Piloten ein, baut einen vom Start weg performanten V2-Twin ohne technisch abzukupfern, setzt ein – wenn auch kontroverses – Design konsequent um und scheitert trotz aller Bemühungen dennoch.

Aufstehen, Staub abklopfen, Krone richten und weiter geht’s! KTM wäre nicht KTM, wenn sich die Mattighofener vom holprigen Start und ausgebliebenen wirtschaftlichen Erfolg der RC8 hätte abhalten lassen, weiter sportliche Straßenmotorräder zu bauen. Und schaut an, wo sie heute stehen! Doch zurück zur RC8, mit der KTM 2008 das erste und bislang einzige straßenzugelassene Superbike auf den Markt brachte. Erfahrung mit sportlichen Landstraßen-Brennern hatten die Österreicher damals bereits mit SM 950/990 und der Super Duke 990 gesammelt. Einzig die Rakete der Wahl für „die gebückte“ Klientel, ergo die Supersport-Piloten, fehlte noch. Und natürlich musste diese, dem damaligen WSBK-Reglement entsprechend, über mehr als 990 Kubik verfügen. Man wollte logischerweise konkurrenzfähig sein, besonders gegenüber den roten Mitbewerbern jenseits des Alpenhauptkamms.

So wurden es 1150 cm³, verteilt auf zwei Zylinder in ungewöhnlicher 75-Grad-V-Anordnung mit 103 Millimeter Bohrung und 69 Millimetern Hub. Satte 155 PS Spitzenleistung bei 10 000 Touren und 120 Newtonmeter bei 8000/min entsprangen dem Twin beim Erstaufschlag. Dessen Aufgabenstellung war relativ einfach: klassenübliche 201 Kilogramm Fahrzeugmasse vollgetankt plus Fahrer so vehement wie möglich nach vorne zu katapultieren. Helfen sollte dabei die Fahrbarkeit des Gesamtpakets, also die Kombination aus Leistungsentfaltung des Motors, Fahrwerksabstimmung des Chassis und Fahrerunterbringung. Gänzlich verzichtet wurde dabei auf elektronische Helferlein, was – um vorzugreifen – sicherlich nicht die richtige Entscheidung seitens KTM war. Doch zurück zum Dreiklang. Der Motor servierte tatsächlich die versprochene Leistung. Und zwar derart linear, dass die Tester zunächst verblüfft waren, wie druckvoll ein Twin dieser Hubraum-Klasse aus dem Drehzahlkeller anschieben konnte und wie unspektakulär die RC8 an Speed zulegte. Auch Handling und Ergonomie, vor allem die noch nie dagewesenen Anpassungsmöglichkeiten des Arbeitsplatzes konnten überzeugen. Selbst die Rundenzeiten bei Vergleichstest passten, dennoch blieb der KTM RC8 über alle Baujahre und Evolutionsstufen hinweg der große Erfolg verwehrt. Eine Mitschuld daran trägt neben dem anfangs sehr ungehobelten, rauen Charakter sicherlich der bereits erwähnte Verzicht auf elektronische Assistenzsysteme. Selbst eine Anti-Hopping-