Um ein Fass Bier

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Leser-Story: Auf Puch 250 TF nach Cannes (1974)

Der Österreicher Dieter Schnell, Feinwerktechniker, wurde im Jahr 1974 gerade 20 Jahre alt und kehrte nach einem Arbeitsaufenthalt in Deutschland in seine Heimatgemeinde Mödling bei Wien zurück. Dort erwartete ihn zunächst etwas Langeweile und viel freie Zeit – was ihn letztlich zu einer Wette und unvergesslichen Motorradfahrt trieb.

Fotos: Dieter Schnell
LESER-STORY Dieter Schnell

Bei seiner Rückkehr suchte er zunächst ein erschwingliches Motorrad, das zudem optisch seinem Geschmack entsprechen sollte. Im kleinen Verkaufslokal eines lokalen Motocross-Champions fand er eine betagte, gelbe Puch 250 TF (Baujahr 1950) inklusive zweier maßgefertigter lederner Packtaschen. Als Freund Michael, mit dem Dieter schon einen gemeinsamen Kauf einiger zerlegter Harleys erwogen hatte, die Neuerwerbung sah, konnte dieser seine Skepsis nicht verbergen. Er fragte höhnisch, was Dieter denn mit der Puch vorhabe.

Im Stolz gekränkt, erklärte Dieter daraufhin spontan, mit diesem Motorrad nach Cannes zu fahren, um Brigitte Bardot bei den Filmfestspielen zu treffen und außerdem in Monaco nach dem gemeinsamen Schwarm, Prinzessin Caroline, Ausschau zu halten. Am Ende des Gesprächs wetteten beide Freunde um ein 25-Liter-Holzfass Bier. Als Beweis sollte ein Foto mit der Puch neben dem Ortsschild von Cannes dienen. Am besten mit Brigitte Bardot auf dem Soziussitz – aber diese Spinnerei konnte Dieter dem frotzelnden Freund immerhin wieder ausreden.

Die linke der beiden Packtaschen füllte Dieters Mutter mit Konserven, in der rechten verstaute er Werkzeug, Schlafsack und ein Rucksack mit Bekleidung ließen sich auf dem Gepäckträger verzurren. Also, ab nach Cannes, knapp 1200 Kilometer lagen vor Dieter, die Kamera fürs Beweisfoto war eingepackt – top, die Wette galt!

Autoren: Dieter Schnell, Thorsten Dentges unterwegs@motorradonline.de

Dieters Tourbericht:

Ein sonniger Sommertag, ich starte frohgemut und fahre auf der Autobahn über Salzburg (Übernachtung in Jugendherberge) und Innsbruck, über den Flüela- und Splügenpass, wo ich einen französischen Biker auf seiner BMW kennenlerne. Ungläubig betrachtet der zunächst meine Puch. Aber nach gemeinsamer Fahrt nach Genua und dann an der Mittelmeerküste entlang, wo wir in einem Strandcafé bei einem Jazzkonzert den Tag ausklingen lassen, bekennt er enthusiastisch „BMW: bene; Puch: molto bene!“

Ein französischer BMW- Fahrer wird zum Reisebegleiter
Fahren? Schön. Pause machen? Manchmal wunderschön!
An der Grenze von der Schweiz nach Italien
Party und Urlaubsstimmung auf dem Campingplatz
Das Beweisfoto. Schade, dass die Bardot gerade nicht da war …

Am nächsten Tag trennen wir uns dennoch, ich bin ihm auf Dauer doch wohl zu langsam. Wir tauschen, wie unter Bikern (damals) üblich, unsere Adressen a