ALLESMULLER … ODER KAPUTT

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Werkstatt-Praxis

Richtige Profi-Schrauber machen nie etwas kaputt. Niemals! Oder vielleicht doch? MOTORRAD machte den Praxistest und konfrontierte die Langbahn- und Speedway-Legende Egon Müller mit gesammelten Schraubersünden.

Beim Stöbern in alten Werkstattgeschichten stolperte ich neulich über eine illustre Sammlung von Schraubersünden, die wir vor vielen Jahren im Kreise der Redaktionskollegen zusammengetragen hatten. Und ich blieb mit einer Frage daran hängen: Gelten die eigentlich immer noch? Meine Vermutung lautete: ja, aber die journalistische Sorgfaltspflicht verlangte natürlich nach einer aktuellen Verifizierung. Ich bin Norddeutscher, und mein nächstgelegener Profi-Schrauber des Vertrauens heißt Egon Müller. Der ist mittlerweile zwar schon 75 Jahre alt, schraubt aber immer noch sehr aktiv, hat immer noch eine herrlich große Klappe und ist als dreifacher Langbahn- und Deutschlands einziger Speedway-Weltmeister mit allen Untiefen des Werkstattgeschäfts vertraut. Also auf in Richtung Kiel: Ortstermin in Egons Schrauberhöhle! Erste Frage: „Was hast du in deiner aktiven Zeit so richtig vermurkst?“ Spontane Antwort: „Da fällt mir nichts ein, ich war immer top vorbereitet.“ Mit etwas Nachdenken kommt Egon dann aber doch auf eine selbst verschuldete Aua-Geschichte: „Muss so Anfang der 1990er gewesen sein, Vorbereitung fürs WM-Halbfinale in Mühldorf. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und den Tank durchblasen, um Pfropfen vorm Benzinhahn zu beseitigen. Ging mächtig schief, denn der Schlauch rutschte vom Vergaser, und ich bekam die ganze Methanol-Suppe in die Augen – und hatte natürlich keine Schutzbrille auf. Augen verätzt, Uniklinik Kiel, 14 Tage Augenbinde getragen und um Sehkraft gebangt. Ging dann noch mal gut aus, war aber echt knapp!“ Egons einzige Schraubersünde? Nächste Frage! Als wir unsere „Redaktions-Bestenliste“ durchgehen, fallen Egon dann doch so ein paar „mögliche“ Missgeschicke ein. Die haben wir mit seinem O-Ton als Kommentar rot ergänzt. Und auch beim Rest musste Egon sehr oft nicken. Fazit der Recherche: Kann auch Profis passieren und gilt immer noch.

50 beliebte Schraubersünden

1 Zu versuchen, ein Linksgewinde linksherum aufzuschrauben. Am besten noch mit Verlängerung, weil es ja so schwer geht. Egon: „Ist mir gestern erst passiert. Echt peinlich, aber wenn das manchmal schnell gehen muss …“

2 Für Wartung beziehungsweise Reparatur nicht alle benötigten Teile, Flüssigkeiten etc. vor Beginn der Schraubertätigkeit vorrätig haben. Passiert immer am Samstagnachmittag oder Sonntagmorgen. Also dann, wenn garantiert kein Geschäft mehr geöffnet hat.

3 Wellendichtringe falsch herum montieren. Deren Funktionsweise wird einem aber spätestens danach sehr schnell klar.

4 Die Reihenfolge beim Anziehen der Verschraubungen großflächiger Teile nicht beachten. Es ist eben doch n