NEUES SPIEL...

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Test Klapphelme

…neues Glück? Die Spielregeln sind neu – eine kräftige Überarbeitung der ECE-Helmprüfnorm sorgt für neue Rahmenbedingungen. Doch ob die neuesten Klapphelmmodelle dem Platzhirschen und Ex-Testsieger Schuberth C5 gefährlich werden können, hat nichts mit Glück zu tun. Nur mit Punktesammeln.

Liebe Leser, bevor wir Sie mit neuen Normen und daraus resultierenden neuen Testmethoden traktieren, gibt es ein paar warme Worte an die Pragmatischen unter Ihnen, die nicht vorhaben, jemals als Motorrad fahrender Helmträger das Bundesgebiet zu verlassen. Und diese Worte lauten: Der ganze nachfolgend beschriebene Normen-Zirkus kann Ihnen eigentlich gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen! Und das hat einen ganz simplen Grund: In Deutschland herrscht entgegen landläufiger Meinung und dank einer uralten Ausnahmeverordnung noch immer keine Pflicht zum Tragen eines ECEkonformen Helmes. Wirklich nicht! Es ist in den einschlägigen Bestimmungen nur die Rede davon, dass der Helm „aufgrund seiner Bauart als Motorradhelm geeignet“ sein muss (was z. B. Feuerwehr- oder Stahlhelme eindeutig nicht sind). Allerdings ist diese etwas schwammige Formulierung im Falle eines Unfalls bestens dazu geeignet, zum Beispiel Versicherungen fest davon überzeugt sein zu lassen, dass eben nur „ECE-geprüft“ auch dem zwingend vorgeschriebenen „als Motorradhelm geeignet“ entspricht. Der Gegenbeweis kann vor Gericht unter Umständen ziemlich teuer werden. Aber immerhin darf Ihnen die uniformierte Rennleitung in Deutschland kein kostenpflichtiges Ticket ausstellen, wenn Sie mit Ihrem Uralt-Römerhelm aus seligen Kleinkraftrad-Zeiten durch die Gegend toben – es ist ja immerhin ein Motorradhelm.

Ganz anders sieht es allerdings im europäischen Ausland und ganz besonders in Italien aus: Wer dort als Motorradfahrer keinen ECE-geprüften Helm trägt, ist gegebenenfalls sehr schnell Fußgänger. Womit wir dann doch beim eingangs erwähnten Normen-Thema wären: Die gültige ECE-Helmnorm hieß bis Ende 2020 ECE-R 22.05 und war damals bereits 19 Jahre alt und damit dringend überarbeitungsbedürftig; denn die eher großzügig formulierten Prüfbestimmungen und teils abstrusen Prüfvorgaben (Fallversuche mit auf minus 20 Grad tiefgefrorenen Helmen!) ließen Kritiker spotten, dass man auch eine Pudelmütze hätte ECE-tauglich stricken können. Einer der größten Kritikpunkte: die genau definierten Aufschlagpunkte, die manchen Hersteller ganz legal dazu animierten, ebendiese Punkte gezielt zu verstärken – prima für eine erfolgreich absolvierte ECE-Prüfung, aber u. U. suboptimal für einen rundherum sicheren Helm.

AGV

Anbieter: AGV, www.agv.com; Preis: 549,95 Euro (matt 569,95 Euro, zweifarbig 599,95 Euro); Größen: XS bis XXL; Gewicht: k. A./1730 g (Herstellerangabe/L gewogen); Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, Matthellgrau, Mattdunkelgrau, Mattblau, Mattanthrazit/Rot,