FRONTAL 21

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Vergleichstest Mittelklasse-Reiseenduros

Nie war die Hochbeiner-Mittelklasse so sportlich: kernige Rallye -Attitüden, über 100 PS aus rund 900 Kubik, geführt durch geländetauglich große Vorderräder. Die jüngste Vertreterin der Klasse heißt BMW F 900 GS. Ihr Motto: „All-in offroad“. Bleiben damit gewohnte Allrounder-Qualitäten auf der (Schotter-)Strecke? Wir sind der Sache im Angesicht ihrer stärksten Konkurrenten auf den Grund gegangen.

Der Standardsitz ist 870 mm hoch. Optional darf 20 mm höher oder 35 mm tiefer konfiguriert werden – ohne Aufpreis
Passt sitzend und stehend: Dank variabler Ergonomie an Fußbremse und Schaltung sind die Fußhebel immer gut erreichbar
Akra aufs Haus: Der wertige Endschalldämpfer klingt nicht zu aufdringlich und schmiegt sich formschön ans schlanke Heck
Bekannt gute Mattscheibe: Schärfe, Helligkeit und Bedienlogik des typischen 6,5-Zoll-Cockpits bleiben top
BMW F 900 GS
Vorbei sind die Zeiten von Schnabeloptik und Naked-Bike-Ergonomie. Die knappe getönte Scheibe entspricht formtechnisch dem Serienteil und ist nicht einstellbar. Wer mehr Windschutz braucht, greift zum 120 Euro teuren hohen Windschild

Natürlich geht es hier nicht um politischen Investigativjournalismus. Sehr wohl aber darum, Trends und Entwicklungen im Markt der Reiseenduros kritisch zu hinterfragen, Missstände aufzudecken und ihre Fähigkeiten knallhart auf die Probe zu stellen. Betonung auf hart, ungefähr so wie Asphalt, denn das Schottern und Schanzen heben wir uns für einen späteren Test auf. Warum ist ein ausgiebiger Straßentest trotz Offroad-Qualitäten nach wie vor keine Zweckentfremdung?

Rallye-Optik, Halbstollen und 21-Zoll-Räder finden zwar bei Produktmanagern wie Kunden heuer großen Anklang. Wo Enduro draufsteht, soll schließlich kein weichgespültes SUV drin sein, das nur so tut als ob. Andererseits aber wird abseits romantischer Alltagsfluchtvorstellungen hierzulande nach wie vor ein Großteil der Kilometer auf Asphalt abgespult. Auch auf 21-zölligen Reiseenduros, allein aus Mangel an legal befahrbaren unbefestigten Wegen und Wäldern. Sportlichen Gelände-Ambitionen zum Trotz kommt es bei den Reise-Allroundern also nach wie vor auf klassische Kernkompetenzen an: praktischen Alltagsnutzen, unbeschwerten Fahrspaß bei jeder Gangart und langstreckentauglichen Komfort, gerne auch zu zweit. Grund genug, das neuste und heißeste Bike der 900er-Kategorie gegen die Mitbewerber auf die Landstraße zu schicken. Die Rede ist von BMWs F 900 GS, die sich an Triumphs Tiger 900 Rally Pro, KTMs 890 Adventure und Ducatis DesertX messen lassen muss. Vier Bikes derselben Fahrzeugund Hubraumkategorie, die das Thema Reiseenduro aber höchst unterschiedlich interpretieren. Doch eins nach dem anderen.

Scharfe Linien, runde Sache: Ihr markentypisches Styling polarisiert, objektiv leistet sich die 890 Adventure in keine