GENER ATIONEN - VERTRAG

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Traditionshändler Motorrad Apel in Weimar

101 Jahre und kein bisschen leise: Im Jahr 2023 feierte die Firma Motorrad Apel ihr 100-jähriges Jubiläum als Motorradhändler. Ihre Tradition spannt einen weiten Bogen: Weimarer Republik, NS-Zeit, Wiederaufbau, DDR und Neuanfang in der Bundesrepublik Deutschland. Eindrucksvoll!

Wie alles begann: In der Weimarer Republik kümmerte sich Kurt Apel samt Team um Motorradfahrer
Eine Familie, eine Firma: Stammhalter Hans-Joachim Apel (84, vorn), eingerahmt von seiner Ehefrau Renate, den Enkeln Kurt und Elly Ruth, Sohnemann Jürgen und der Enkelin Josephin

Ein azurblauer Himmel spannt sich an diesem Samstag im März über die Klassiker-Stadt Weimar. Willkommen bei Motorrad Apel. Der Familienbetrieb ist ein echtes Traditionsunternehmen: Er wurde 1923 gegründet, ist ergo genauso alt wie BMW Motorrad. Chef Jürgen Apel (53) empfängt mich gut gelaunt. „Tradition und Emotionen seit 1923“ steht großgeschrieben am Haus. Viele feuerrote V2-Ducatis parken vor dem blitzsauberen Motorradgeschäft.

Es ist in die Komplementärfarben Grün und Rot aufgeteilt: Links geht es zu Kawasaki, rechts zu Ducati. Für Jürgen ist das „eine perfekte Kombination – beide sind motorsportaffine Marken“. Wobei die Kundschaft bei Ducati älter und besser situiert sei, tendenziell jünger und gerne auch mal weiblich bei Kawasaki. Alles in diesem Motorradgeschäft wirkt größer, großzügiger, als es einer Stadt mit überschaubaren 66 000 Einwohnern entspricht. 13 Mitarbeiter bringen hier mehrere Hundert Maschinen jährlich unters fahrende Volk – neu und gebraucht –, erledigen Service und Wartung, verkaufen Zubehör. Dafür stehen Werkstattleiterin Susan Leser und das gesamte Team ein. Mechaniker Olaf Stiehler heimste diverse Ehrenurkunden von Ducati Deutschland ein. Michael Weber (48) leitet seit elf Jahren den Verkauf der Kawasakis.„Durch seine Adern fließt grünes Blut“, witzelt Jürgen.

Hier schlägt aber auch ein rotes Herz, nicht nur bei Verkaufsleiter Martin Hecker. In der „Ducati Lounge“ mit roten Ledersesseln steht eine Phalanx sinnlich-sportlicher Ducatis: 1098 Troy Bayliss und 1199 Panigale R, 996 SPS und Desmosedici RR, Panigale V4 und Superleggera V4. Puh, hier lernt man Staunen und Ehrfurcht. Bella donna!

Ganz besonders gilt das für Jürgens exklusives Prachtstück, seine 916 „Spa“. Hier hat er die Design-Ikone aufwendig mit dem V2-Herz aus einer 1098 verschmolzen. Und mit allem garniert, was edel ist, leicht und schnell macht: Hauseigene Airbox, Carbonschwinge wie Verkleidung, Öhlins-Gabel aus einer Desmosedici, geschmiedete Racing-Räder von Marchesini und, und, und machen dieses Motorrad zu einem 83 000 Euro teuren, trocken rund 160 Kilogramm leichten Unikat.

Jürgen Apel: „Als die 916 rauskam, war ich in der Blüte meiner Jahre: Ich war Fan von Andy Hoffmann und seiner Superbike Kawasaki Z