Delta Blues

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Der Ton macht die Musik, und bei einem Evergreen wie dem Lancia Delta HF Integrale gehört es zum guten Ton, seiner fulminanten Rallye-Karriere Respekt zu zollen. Jenseits des Mythos ist er ein durchaus alltagstauglicher, fein austarierter Sportwagen.

Gut zu wissen

LANCIA DELTA HF INTEGRALE 8V CAT. Eckdaten: Vierzylinder, DOHC, 1995 cm3 , 177 PS, 1250 kg, 212 km/h, 1989 bis 1991 Preis: 42 600 Euro (guter Zustand) Charakter: Der Inbegriff des Fahrdynamikers. Ein Turbo-Klassiker, der die Rallye-Welt beherrschte und noch heute Gänsehaut erzeugt

Integrierte Stoßfänger hatte schon der Ur-Delta. Merkmal der Vor-Evo-Modelle: ungleich große Doppelscheinwerfer 

Das griechische „Delta“ kommt vom phönizischen „Daleth“, einem Schriftzeichen, das sich von einer aufgeklappten Zelttür herleitet. Es klingt nach Kraft und Urwüchsigkeit, nach Wüste und Abenteuer. Dabei ist die Entwicklungsgeschichte des Delta, die 1974, als Lancia erst seit fünf Jahren zum Fiat-Konzern gehört, beginnt, so profan wie ein Instant-Cappuccino aus dem Discounter-Regal.

Die technische Basis bildet der parallel entwickelte Fiat Ritmo, von dem Bodengruppe und Motoren stammen, das Design steuert Giorgetto Giugiaro bei. Der Delta ist ein Auto mit Ecken und Kanten, so, als wäre er auf der Abkantbank direkt ins Blech modelliert worden. Es ist die Zeit für Brüche, die Schockwellen der ersten großen Ölkrise sind noch nicht ganz verebbt. Und der damals 36-jährige Giugiaro hat bereits ein Auto entworfen, das dem Delta durchaus ähnlich sieht und schon 1974 debütiert. Es heißt Golf und kommt vom Konkurrenten Volkswagen.

Erst fünf Jahre später wird der Delta auf der Frankfurter IAA präsentiert werden, als luxuriöser, aber dennoch biederer Kompakter, nicht als Abenteurer wie aus Tausendundeiner Nacht. Zum Getriebenen wird er erst, als Audi mit dem Quattro ab 1980 und dem Sport Quattro ab 1984 die Rallye-Konkurrenz vor sich hertreibt und Lancia den Glorienschein in dieser Disziplin streitig macht. Mit dem hinterradgetriebenen Lancia Rally 037 gelingt 1983 ein letzter WM-Konstrukteurs-Triumph nach Einführung der legendären Gruppe B im Vorjahr, bevor Lancia mit dem bulligen Delta S4 mit Allradantrieb und kombinierter Kompressor-/Turboaufladung ab 1985 Boden gutzumachen versucht. Der Versuch misslingt, der tödliche Unfall des Lancia-Werksfahrers Henri Toivonen und seines Co-Piloten Sergio Cresto 1986 im Delta S4 bedeutet das Aus für die PS-Monster der Gruppe B. Ab 1987 wird der WM-Lorbeer in der seriennahen Gruppe A vergeben. Wer 5000 diesem Reglement entsprechende Autos baut, darf mitspielen.

Womit wir wieder beim Delta wären. Schon 1982 hat Lancia einen Prototyp mit Allradantrieb und Turbomotor präsentiert, der Serien-Delta HF Turbo nur mit Vorderradantrieb folgt im Herbst 1983. Unter der Haube rumort ein alter Bekannter aus dem