Moderner Fünfkampf

7 min lesen

Betörender Fünfzylinder-Klang, hervorragende Traktion, viel Charisma – beweisen muss der Audi Quattro nichts mehr, er hat Geschichte geschrieben. Der Turbo-Sportler brachte den Allradantrieb auf die Rallye-Pisten. Die Preise sind mittlerweile schwindelerregend.

Gut zu wissen

AUDI QUATTRO 20V Eckdaten: R5-Motor, DOHC, 2226 cm3 , 220 PS, 1380 kg, 237 km/h, 1989 bis 1991 Preis: 105 000 Euro (guter Zustand) Charakter: Bärenstarker Rallye-Ableger im biederen Audi-Coupé-Kleid. Beeindruckende Fahreigenschaften, Imageträger der Marke

Breite Backen, Heckspoiler und getönte Rückleuchten sollen aus dem braven Audi Coupé einen heißblütigen Sportler machen

Hat zufällig jemand 105 000 Euro übrig? So viel soll aktuell ein Audi Quattro 20V in gutem Zustand laut Classic-Analytics kosten. Das ist kein Pappenstiel, vor allem wenn man bedenkt, dass dieses heute mindestens 33 Jahre alte Auto in der Motor Klassik-Mai-Ausgabe 2018 noch mit 69 000 Euro in unserer Preisliste stand. Es kommt nicht oft vor, dass ein Youngtimer, der nicht schon als Neuwagen im Luxus-Segment eingepreist war, so früh die Schallmauer der sechsstelligen Summen durchbricht. Ein Nissan Skyline GTR R34 (1997 bis 2002) fiele einem da ein oder ein Mercedes 190 E 2.5-16 Evolution II (1990), wobei Letzterer schon einen Neupreis von knapp über 100 000 Mark hatte und deutlich seltener ist.

Aber schieben wir das Zahlenwerk erst einmal beiseite. Was dieser enorme Preiszuwachs eigentlich verdeutlicht, ist, dass der Audi Quattro ein echter Held der 80er-Jahre ist. Nicht zuletzt wegen der großen sportlichen Erfolge in Form von 21 gewonnenen FIA-Rallye-WM-Läufen zwischen 1980 und 1984 und dem Weltmeistertitel im Jahr 1982 mit Fahrerinnen und Fahrern wie Michèle Mouton, Hannu Mikkola, Stig Blomquist und Walter Röhrl. Der Stern des großen Rallye-Bruders Sport Quattro, des berühmten Gruppe-B-Boliden, strahlt heute noch auf ihn ab. Dessen 224 gebaute Homologationsmodelle sind allerdings knapp fünfmal so teuer. Neben dem sport-lichen Erfolg selbst macht ihn aber auch dessen Ursache zur Legende: der permanente Allradantrieb. Dieser sollte nicht nur die Rallye-WM für immer verändern, sondern auch Audis Image.

Vier Wellen für ein Halleluja

Nein, der Quattro war nicht das erste Serien-Auto, das mit einem Allradantrieb ausgestattet wurde. Das war der Jensen FF im Jahr 1966, und auch Subaru brachte den zuschaltbaren Allradantrieb im Leone im Jahr 1971 deutlich früher auf den Markt als die Ingolstädter. Trotzdem hatte Audis Entwicklung durch die Rallye-Erfolge den größten Einfluss auf die Konkurrenz. Denn mit weiteren Rallye-Homologationen wie dem Nissan 240 RS (1983), dem Lancia Delta HF 4WD (1986), dem Toyota Celica GT-Four (1985) und anderen zogen in weitere Serienfahrzeuge Allradantriebe ein und verbreiteten sich meist im Marken-Portfolio.