„Jetzt bist endlich wieder daheim“

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Nach 44 Jahren findet ein Mercedes 450 SEL 6.9 zu einem Mann zurück, der das beste Auto der Welt einst besaß und der es nie vergessen konnte. Franz Beckenbauer atmete wieder das Gefühl seiner großen Zeit hinter dem Stern. Es sollte der letzte Wagen werden.

TEXT Alf Cremers // FOTOS IMAGO, Daniel Bauchinger, Thomas Franz, Rossen Gargolov

Im Autosalon Isartal genoss der Kaiser die erste Tuchfühlung mit dem neuen alten 6.9 – später parkte dieser vor dem Salzburger Domizil

Die Stempel im originalen Fahrzeugbrief sind nach 44 Jahren verblasst. Thomas Franz vom Autosalon Isartal zeigt ihn mir nicht ohne Stolz an diesem goldenen Oktobertag des Jahres 2020. In der ersten von nur drei beschriebenen Halter-Rubriken für den Mercedes-Benz 450 SEL 6.9, den der Isartaler in seinem illustren Schauraum zum Verkauf stehen hat, lassen sich noch „Daimler-Benz AG“ und „S-CP 2481“ entziffern. In der zweiten erscheint erst unter dem fluoreszierenden Licht einer speziellen Lampe der 10. Juni 1976 samt dem Kennzeichen M-E 9112. Dafür blieb „Franz Beckenbauer, 8022 Grünwald“ in Schreibmaschine bestens erhalten. Neben der Signatur der Sachbearbeiterin von der Zulassungsstelle ist das markante Autogramm des Fußball-Kaisers zu sehen. Damals beendete er seine vorletzte Bundesliga-Saison für den FC Bayern München, ging dann nach 18 Jahren eiserner Vereinstreue im Juli 1977 zu New York Cosmos. Ein Eklat!

Franz Beckenbauer stand damals unter dem unsteten Stern des Wandels, Emotionen bestimmten sein Leben. Die Ehe mit seiner Frau Brigitte kriselte wegen der Verbindung zur Sportfotografin Daniela Sandmann. Die Fans nahmen es ihm übel, und der Verein brachte dem virtuos auf dem Spielfeld tanzenden Fußballgott, der drei Deutsche Meisterschaften für den FC Bayern erspielte und selbst der ballartistischen Fohlen-Elf aus Gladbach Paroli bot, nicht mehr die erwünschte Wertschätzung entgegen. Obendrein stahl man dem Libero mit der Nummer 5 auf dem Adidas-Trikot den lotusweißen Mercedes 300 SEL 6.3 am Gardasee. Ein Fahndungsaufruf nach M-ZJ 35 lief ins Leere. Beckenbauer hatte zwar noch einen Mercedes 350 SLC in der Garage stehen, aber den fuhr seine Frau.

BMW 3.0 S nicht kraftvoll genug

Für den passionierten Autoliebhaber war klar, dass jetzt ein neuer Mercedes hermusste, am liebsten und schnellsten das nicht nur bei auto motor und sport als „bestes Auto der Welt“ gefeierte Nachfolgemodell 450 SEL 6.9 mit dem aufgebohrten Big Block des 600. Beckenbauer wandte sich an die Mercedes-Benz-Niederlassung in der