Rente heißt, endlich mehr Zeit für andere Dinge

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Reportage

Die Babyboomer verlassen die Arbeitswelt. Eine Zeit voller Fragen, aber auch Chancen. Wir haben vier Frauen gefragt, was sie jetzt vorhaben

Auf jeden Fall will ich weiterarbeiten“, sagt die Autorin und Journalistin Bettina Musall (68) zu sich selbst, als sie kurz vor der Rente steht. Wie genau, das ist ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar: „Ich hatte eigentlich nicht vor, weiter zu schreiben, wenn ich als Redakteurin erst mal aufhöre. Ich wollte offen für andere lustige und sinnvolle Dinge bleiben.“

Trotzdem beginnt ihre Rente 2022 genau so – sie schreibt. Ihr erstes Projekt ist ein Buch, in dem sie ihre neue Lebenssituation reflektiert und mit Leuten spricht, die Pläne schmieden für diesen Lebensabschnitt. Das Ergebnis: „Das kann gut werden: Wie der Einstieg in den Ruhestand zum Aufbruch in ein neues Leben wird“. Ein Mutmach-Buch für alle, die bald den Schritt in den Ruhestand wagen.

Und das sind in Deutschland einige. Die Babyboomer, also alle zwischen 1950 und 1970 Geborenen, stehen kurz vor dem neuen Lebensabschnitt oder sind schon mittendrin. Mehr als 13 Millionen verabschieden sich in den nächsten 15 Jahren in Rente, das sind rund 30 Prozent der Erwerbstätigen im Jahr 2021. Ob freudig oder wehmütig, neugierig oder besorgt – über allem schwebt die große Frage: Was kommt jetzt?

In Gesprächen mit Zeitgenossen fällt Bettina Musall auf, dass sich viele keine bis wenige Gedanken über die Rente machen. „Die Fragen ‚Was mache ich mit mir?‘, ‚Was macht die Situation mit mir?‘ stehen nicht so im Mittelpunkt.“ Höchste Zeit also, sich aktiv mit der Zeit nach dem Arbeitsleben zu beschäftigen.

Bettina Musall nutzte den Start ihrer Rente, um ein Buch zu schreiben

Das Thema Geld spielt bei der Planung eine wichtige Rolle

Sie selbst ist der neuen Herausforderung angstfrei begegnet : „Ich war gespannt, es war wie ein Abenteuer. Aber auch ein Abenteuer will geplant werden.“ Vorbereitungen sind genauso wichtig wie bei früheren wichtigen Entscheidungen. Nicht bei jedem reicht die Rente für den gewünschten Lebensstil.

Bettina Musall hatte schon vorher gemerkt, dass das Geld knapp werden könnte. Sie wohnt mitten in München, ihre Indexmiete steigt mit der Inflationsrate. Als ihr Sohn 2018 nach dem Abitur das Nest verlässt, kommt sie ins Grübeln: „Ich fand es fast anstößig, ein Zimmer in München leer stehen zu lassen.“ Sie entscheidet sich für eine Wohngemeinschaft. In Absprache mit ihrem Sohn.

Langweile hat Bettina nicht. Sie genießt es, in ihren eigenen Strukturen zu leben, und kann sich dem eigenen Biorhythmus und ihren Bedürfnissen anpassen, sagt sie. Für die Zukunft hat sie einige Ideen. Egal ob singen oder andere coachen – ihre Lust auf Neues reißt nicht ab.

Das kann gut werden: INFO

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