Nimm dir das zu Herzen!

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen rangieren auf Platz eins bei den Todesursachen in Deutschland. Das könnte sich bald ändern: Demnächst soll es bessere Vorsorgechecks und wirkungsvollere Medikamente gegen Bluthochdruck und Arteriosklerose geben

Foto: JORG GREUEL/GETTYIMAGES

Die Ursachen dafür, dass Blutgefäße zu schwächeln beginnen, sind allgemein bekannt und wissenschaftlich gut untersucht. Dennoch sterben hier zu Lande jedes Jahr rund 350 000 Menschen an Herzinfarkten und ähnlichen Erkrankungen. Warum ist das so? Kurz gesagt: Vorsorge und Früherkennung werden noch nicht konsequent durchgeführt.

Dabei hat’s in den letzten Jahrzehnten schon erhebliche Fortschritte gegeben. „Seit 1980 hat sich das Risiko, einen tödlichen Herzinfarkt zu erleiden, zweimal halbiert“, sagt der Kardiologe Professor Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum in München und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Im Jahr 1980 starben zum Beispiel in Bayern 158 von 100 000 Männern an einem Herzinfarkt – im Jahr 2000 waren es 79 und 2020 nur noch 38.“ Im gesamten Bundesgebiet ist die Entwicklung im Großen und Ganzen ähnlich, es gibt nur geringfügige Unterschiede. In Schleswig-Holstein ist das Risiko etwas niedriger, während es in Ostdeutschland ein bisschen höher ist.

Genauere Vorsorgechecks

Doch die Zahlen könnten noch niedriger sein. Deswegen kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im April dieses Jahres an, die regelmäßige Herzvorsorge zu einer Kassenleistung machen zu wollen. Ein entsprechendes Gesetz soll zu Beginn des nächsten Jahres in Kraft treten. Losgehen soll es mit der Vorsorge bereits im Kindesalter. Im Rahmen der Untersuchung U9, die routinemäßig bei 5-Jährigen durchgeführt wird, schauen Ärzte dann im Fall einer familiären Vorbelastung, ob das Kind unter einer ererbten Stoffwechselstörung leidet. „So früh damit anzufangen ist durchaus sinnvoll“, bestätigt Mediziner Schunkert, denn: Bleibt eine schwere Fettstoffwechselstörung wie Hypercholesterinämie anfangs unentdeckt, kann das bedeuten, dass bereits im Alter von 25 bis 30 Jahren Blutgefäße irreversibel geschädigt sind. Da Hypercholesterinämie sich in der Regel gut behandeln lässt, sind frühzeitige Schädigungen vermeidbar.

Geplant ist außerdem ein Gutscheinsystem, das es jedem Krankenversicherten ermöglicht, im Alter von 25, 35 und 50 Jahren jeweils eine kostenlose Untersuchung seiner Blutwerte durchführen zu lassen. Darüber hinaus sollen die Kosten für cholesterinsenkende Medikamente in größerem Umfang als bisher von gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden.

Missverstandenes Cholesterin

Bei einer familiären Hypercholesterinämie ist der Wert des „schlechten“ LDL-Cholesterins besonders hoch. LDL steht für Low Density Lip

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