FINGER WEG!

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Gute Nachrichten aus der Urologie: Der Tastfinger mit dem Gummihandschuh gehört wohl bald der Vergangenheit an, denn neue, verbesserte Behandlungen für die Früherkennung von Prostatakrebs sind in Sicht. Alles Wichtige im Überblick

Text:RUFUS RIEDER

Schwerpunkt Prostatakrebs

Foto: LEVI BROWN

P robleme mit der Prostata treten typischerweise bei älteren Männern auf, doch die Früherkennung einer Erkrankung ist bereits in mittleren Jahren von Bedeutung. Das Organ kann sich gutartig vergrößern. Dann fällt das Pinkeln schwerer, aber das merkt man automatisch und stirbt nicht daran. Anders verhält es sich bei Krebs. Prostatakrebs wächst meist langsam und macht sich am Anfang nicht bemerkbar. Wenn später Symptome auftreten, ist es für eine Heilung oftmals schon zu spät.

Deshalb beginnt die Vorsorge der gesetzlichen Krankenkassen im Alter von 45 Jahren. Männer, bei denen bereits ein naher Verwandter – typischerweise der Vater – an Prostatakrebs erkrankt ist oder war, sollten sich noch früher untersuchen lassen. „Dann ist es angezeigt, schon mit 40 zum Urologen zu gehen“, rät Professor Christian Gratzke, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie an der Universität Freiburg. In Einzelfällen tritt ein Tumor sogar bei Männern unter 40 Jahren auf. Wichtigster Vorteil, wenn man früh mit der Vorsorge beginnt, ist die Möglichkeit, den Verlauf des PSA-Wertes verfolgen zu können (siehe diese Seite, Mittelspalte).

Wie Früherkennung aussieht

Prostatakrebs ist mit deutlichem Abstand die häufigste Krebsart bei Männern. Dem Robert-Koch-Institut zufolge erkranken jedes Jahr rund 65 000 Männer hier zu Lande neu, was ungefähr 25 Prozent aller Krebserkrankungen entspricht. Auf den Plätzen 2 und 3 liegen Lungenkrebs mit 13 und Darmkrebs mit 12 Prozent aller Fälle.

Bislang funktioniert Früherkennung so: Der Urologe fragt den Patienten nach Beschwerden. Zur Kontrolle des Organs nimmt der Arzt eine Tastuntersuchung vor (siehe rechte Seite, mittlere Spalte). Doch die Chancen, auf diese Weise einer Krebserkrankung auf die Fährte zu kommen, sind eher gering. Laut US-Fachblatt „Annals of Family Medicine“ entdeckten Ärzte mit Hilfe einer Tastuntersuchung lediglich 51 Prozent aller Erkrankungen; außerdem würde es in 41 Prozent der Fälle zu einem falschen Verdacht kommen.

Eine andere Studie, die das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg koordiniert hat, nahm speziell jüngere Männer unter die Lupe und kam zu dem Ergebnis, dass nur bei 0,05 Prozent aller Patienten mittels Tastuntersuch

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